Laut der neuen Ausgabe des EU-Anzeigers für FuE-Investitionen der Industrie hat die europäische Industrie ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) im Jahr 2023 um 9,8 % erhöht. Damit hat die Zunahme bei den FuE-Investitionen zum ersten Mal seit 2013 die entsprechenden Werte in den USA (+ 5,9 %) und China (+ 9,6 %) übertroffen. 2023 rangierte die EU bei den privaten FuE-Investitionen weltweit auf dem zweiten Platz (18,7 %), hinter den USA (42,3 %), aber vor China (17,1 %), Japan (8,3 %) und Ländern der übrigen Welt (13,6 %). Trotz der Verlangsamung des weltweiten FuE-Wachstums (+ 7,8 % gegenüber + 12,6 % im Jahr 2022) investierten die 2 000 führenden Unternehmen 2023 die Rekordsumme von 1 257,7 Mrd. EUR in FuE. Die 50 führenden Unternehmen, zu denen auch elf Unternehmen aus der EU gehören, trugen 40,1 % der Investitionen bei. Dies belegt, dass FuE stark bei den größten Akteuren konzentriert ist.
Forschung und Innovation (FuI) werden in den kommenden Jahren im Mittelpunkt der Wirtschaft der EU stehen. Angesichts der Bestrebungen zur Förderung einer sauberen und digitalen Wirtschaft sollen so Innovationen und wissenschaftliche Exzellenz angeregt und zu nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand der EU beigetragen werden. Im diesjährigen Anzeiger wird bekräftigt, dass europäische Unternehmen wichtige globale Akteure sind, doch aufgrund der Industriestruktur bestehen Innovationslücken gegenüber den wichtigsten Wettbewerbern. Darüber hinaus muss die EU private FuI-Investitionen weiter fördern, für einen weiteren Ausbau von Schlüsselsektoren wie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und Gesundheit sorgen, Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten beseitigen und den Einsatz von Technologien sowie die Gründung und das Wachstum von Akteuren mit Sitz in der EU fördern.
Bei den FuE-Investitionen in der Automobilindustrie – die zusammen mit den Bereichen IKT und Gesundheit das weltweite FuE-Wachstum vorantreibt – ist die EU führend.
Mehr als drei Viertel der weltweiten FuE-Investitionen der den letzten zehn Jahre entfallen auf nur vier Sektoren, nämlich Software, IKT-Hardware, Gesundheit und Automobilindustrie. Der IKT-Softwaresektor ist mit einer jährlichen Zuwachsrate von 13,3 % über 10 Jahre weltweit am schnellsten gewachsen, gefolgt von den Bereichen Gesundheit (7 %), IKT-Hardware (6,9 %) und Automobilindustrie (6,3 %). Die FuE-Investitionen in IKT und Gesundheit verlangsamen sich nun nach dem starken Anstieg im Anschluss an die COVID-19-Krise.
Im Jahr 2023 tätigten Unternehmen aus der Automobilbranche – einer festen Größe der EU – mit Hauptsitz in der EU 45,4 % der weltweiten FuE-Investitionen. Damit investierten sie mehr als doppelt so viel wie ihre US-amerikanischen und japanischen Konkurrenten und mehr als dreimal so viel wie chinesische Wettbewerber. Hingegen blieben die FuE-Investitionen der IKT-Softwareunternehmen in der EU im weltweiten Vergleich unerheblich, während in den USA ansässige Unternehmen 70 % der weltweiten FuE des Sektors unternahmen und in China bedeutende FuE-Unternehmen gegründet wurden. Auf Unternehmen aus den USA entfallen auch im IKT-Hardwaresektor 43,3 % der gesamten FuE. Für die Halbleiterproduktion gewinnen große Akteure aus der Republik Korea und Taiwan weltweit an Bedeutung.
Gleichzeitig stellt die Gesundheitsbranche mit 437 Unternehmen – darunter auch kleinere Biotechnologieunternehmen – die meisten Unternehmen bei den führenden 2 000. Dazu gehören 238 Unternehmen mit Sitz in den USA, die bei Forschung und Entwicklung im Bereich Gesundheit führend sind (52 % aller einschlägigen Unternehmen weltweit), während die Zahl der chinesischen Unternehmen im Gesundheitswesen innerhalb von zehn Jahren von 13 auf 63 gestiegen ist. Somit hat das Land auf die EU (64 Unternehmen im Jahr 2023) aufgeschlossen. Die weltweiten Investitionen im Energiesektor sind 2023 um 21 % auf 23,8 Mrd. EUR gestiegen, und liegen damit über denen in Luft- und Raumfahrt und Verteidigung und knapp unter den Investitionen in der Chemiebranche.
Genaueres zur Situation in der EU
Im Jahr 2023 investierten die 800 führenden Unternehmen mit Sitz in der EU, die über 19 Mitgliedstaaten verteilt sind, 247,7 Mrd. EUR in Forschung und Entwicklung. Das ist ein Anstieg um 8,7 % gegenüber dem Vorjahr. Die Automobilindustrie steht auf der Liste der führenden 800 in der EU an der Spitze und macht 34,2 % der FuE-Investitionen der EU aus, gefolgt vom Gesundheitswesen (19,3 %), IKT-Hardware (14 %) und IKT-Software (7,8 %). Einige EU-Unternehmen in den Bereichen Halbleiter, Automobilbauteile sowie Biotechnologie und Pharmaindustrie verzeichneten einen außergewöhnlichen Anstieg der FuE-Investitionen um das Zwei- bis Fünfzigfache in den letzten zehn Jahren. Dieser Zuwachs bei den Investitionen deutet auf eine anhaltende Diversifizierung und ein erhebliches Wachstumspotenzial in diesen Bereichen hin.
Zu den führenden 800 Unternehmen in der EU gehören auch 99 kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Beschäftigten. Die meisten davon (74) sind im Gesundheitswesen tätig und haben ihren Sitz in Schweden, Frankreich, Dänemark und Deutschland. Französische KMU nehmen bei FuE-Investitionen (34 % der Gesamtinvestitionen) die Spitzenposition ein, gefolgt von Unternehmen aus Schweden (21,3 %) und den Niederlanden (16,6 %). Über das Jahr 2023 investierten diese KMU 2,4 Mrd. EUR in FuE, was einem Anstieg um 3,7 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Die sogenannten Ausweitungsländer, wie Länder mit weniger leistungsstarker Forschung und Innovation bezeichnet werden, sind in der Rangliste des Anzeigers kaum vertreten. Im Jahr 2023 hatten nur vier der 2 000 weltweit führenden FuE-Investoren der EU ihren Hauptsitz in einem der 15 Mitgliedstaaten, die als Ausweitungsländer geführt werden (jeweils einer in Portugal, Ungarn, Slowenien und Malta). Mehr als die Hälfte der 14 000 Tochtergesellschaften von im Anzeiger aufgeführten Unternehmen in Ausweitungsländern in der EU sind in Tschechien (34,1 %) und Polen (16,6 %) beheimatet, was die Bedeutung der führenden Innovatoren mit Sitz in anderen EU-Ländern für einige der Ausweitungsländer belegt.
Hintergrund
Der EU-Anzeiger für FuE-Investitionen der Industrie wird seit 2004 jährlich veröffentlicht. Die Ausgabe 2024 des Anzeigers enthält Wirtschaftsinformationen aus den jüngsten Finanzkonten (Haushaltsjahr 2023) der 2 000 weltweit größten FuE-Investoren sowie der 800 führenden Unternehmen mit Sitz in der EU. Auf diese Unternehmen entfallen 85-90 % der weltweiten privaten FuE-Mittel.
Der Anzeiger ist zu einer Referenz für Analysen und Daten in Wissenschaft, Industrie und Politikgestaltung geworden. Wichtige Veröffentlichungen wie der jüngste Bericht von Mario Draghi über die Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit und der Bericht „Align, Act, Accelerate“ stützen sich ebenso auf seine Daten wie verschiedene Strategiepapiere der vergangenen 20 Jahre. Die Daten aus dem Anzeiger werden der Öffentlichkeit im Einklang mit der Praxis der offenen Wissenschaft der Kommission zur Verfügung gestellt.
EU-Anzeiger für FuE-Investitionen der Industrie 2024 (nur auf Englisch verfügbar)
Nachrichten des JRC-Science-Hub – EU companies lead global R&D investment growth, breaking decade-long trend (EU-Unternehmen führend beim weltweiten Wachstum von FuE-Investitionen und setzen zehnjährigem Trend ein Ende, nur auf Englisch verfügbar)
Ökonomie der industriellen Forschung und Innovation (nur auf Englisch verfügbar)
Quote(s)
Investitionen in Forschung und Innovation spielen für die Wirtschaft, die Industrie und die Wettbewerbsfähigkeit von morgen eine entscheidende Rolle. Wir zählen auf den Beitrag der führenden europäischen Unternehmen, um unsere Innovationskluft zu anderen Regionen der Welt zu schließen. Solide Innovationssysteme werden auf unserer robusten industriellen Basis aufbauen und damit unseren Start-up-Unternehmen und KMU Auftrieb verleihen und zu unser aller Wohlstand beitragen.
Ekaterina Sachariewa, Mitglied der Kommission für Start-Ups, Forschung und Innovation
Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 18. Dezember 2024
- Autor
- Vertretung in Luxembourg