Aufgrund seiner geografischen Lage und seiner politischen Geschichte ist Luxemburg ein grenzüberschreitendes Gebiet par excellence. So ist es kein Zufall, dass im Jahr 1950, fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der damalige französische Außenminister Robert Schuman, in Luxemburg als Sohn eines Lothringer Zollbeamten und einer Luxemburgerin geboren, einen Plan vorstellte, der zum Ziel hatte, eine neue Form der politischen Zusammenarbeit in Europa zu schaffen, indem die gesamte deutsch-französische Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinsamen Hohen Behörde unterstellt werden sollte.
Das Datum, an dem Robert Schuman seinen Vorschlag präsentierte, gilt als Geburtsstunde der heutigen Europäischen Union. So wird jedes Jahr am 9. Mai, dem Jahrestag der „Schuman-Erklärung“, der Europatag gefeiert. Für Luxemburg bedeutete die deutsch-französische Versöhnung nicht nur mehr äußere Sicherheit; mit ihr wurde außerdem ein großer Markt für die Eisen- und Stahlindustrie eröffnet, den Kernsektor der luxemburgischen Wirtschaft.
Seit der Gründung der EGKS setzt sich Luxemburg entschlossen für den Aufbau Europas ein und unterstützt alle neuen Initiativen. Gemeinsam mit Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Deutschland unterzeichnete Luxemburg im Jahr 1957 in Rom die Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM). Als unterzeichnende Partei der Verträge von Paris, Rom, Maastricht und Amsterdam war das Großherzogtum Luxemburg an der wirtschaftlichen Entwicklung einer Gemeinschaft beteiligt, deren wichtigstes Ziel es war, bewaffnete Konflikte zu verhindern. Die Einheitliche Europäische Akte, die unter luxemburgischer Präsidentschaft ausgehandelt und fertiggestellt und 1986 in Luxemburg und Den Haag unterzeichnet wurde, öffnete den Weg für den europäischen Binnenmarkt. Mit dem Vertrag von Maastricht (1992) schaffte die EU die Grundlagen für eine einheitliche Währung, eine gemeinsame Außenpolitik und die Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres.
In den Vertrag von Amsterdam (1997) wurde insbesondere das Schengener Übereinkommen aufgenommen, das den freien Personenverkehr ohne Kontrollen an den Grenzen und die Organisation der polizeilichen Zusammenarbeit regelt. Die Unterzeichnung des Übereinkommens fand auf einem Ausflugsschiff statt, das in dem Luxemburger Moseldorf Schengen angelegt hatte. Der Vertrag skizzierte eine Reform der europäischen Organe, die später durch den Vertrag von Nizza (2001) ergänzt wurde – unter anderem durch die Stärkung der Befugnisse des Europäischen Parlaments, eine neue Stimmengewichtung im Ministerrat sowie eine veränderte Zusammensetzung der Organe im Hinblick auf die geplante Erweiterung (2004).
Die Luxemburger und Luxemburgerinnen in der EU
Ein gemeinsames Memorandum der Benelux-Länder führte zur Einberufung der Konferenz von Messina im Juni 1955, die der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft den Weg bereitete. Für Luxemburg war es Joseph Bech, der bei dieser Arbeit mitwirkte. 1960 erhielt der frühere Premierminister und Außenminister – einer der Gründerväter der europäischen Integration – den Karlspreis in Würdigung von vierzig Jahren Einsatz für die „Einigung Europas, die im alten Völkerbund begann und in den europäischen Institutionen ihre zielbewußte Fortsetzung fand“.
Drei frühere luxemburgische Premierminister hatten das Amt des Präsidenten der Europäischen Kommission inne, Gaston Thorn (1981-1985), Jacques Santer (1995-1999) und Jean-Claude Juncker (2014-2019). Letzterer war von 2005 bis 2013 außerdem Präsident der Eurogruppe.
Der frühere luxemburgische Premier- und Finanzminister Pierre Werner wird oft als Vater des Euro angeführt. Anfang der 1970er-Jahre war er Vorsitzender einer Gruppe von Experten, die im Rahmen des Gipfeltreffens von Den Haag beauftragt wurden, die Möglichkeiten einer Entwicklung hin zu einer Wirtschafts- und Währungsunion auszuloten. Der Werner-Plan beinhaltete die wesentlichen Bestandteile der heutigen Wirtschafts- und Währungsunion.