Formel E Chaotischer E-Prix in São Paulo endet mit einer Sensation – Mortara bester Schweizer

Andreas Lunghi

7.12.2024

Die Formel E startete in Brasilien in ihre elfte Saison.
Die Formel E startete in Brasilien in ihre elfte Saison.
Bild: sda

Die Formel E erlebt in São Paulo einen verrückten Saisonstart. In einem Rennen mit acht Ausfällen und zwei Unterbrechungen geht Mitch Evans nach fast zwei Stunden als überraschender Sieger hervor.

Andreas Lunghi

Überraschend deshalb, weil der Neuseeländer im Jaguar vom 22. und letzten Startplatz losgefahren war. Der aus der Pole-Position gestartete Titelverteidiger Pascal Wehrlein schied in der Schlussphase aus, nachdem sich sein Porsche nach einem Zusammenstoss spektakulär überschlagen hatte.

Im Chaos behielten Edoardo Mortara und Sébastien Buemi die Übersicht und fuhren als Fünfer respektive Achter in die WM-Punkte. Nico Müller, der dritte Schweizer, schied noch in der Startrunde aus.

Weiter geht es in der Formel E am 11. Januar in Mexiko City. Die letzten beiden von insgesamt 16 Saisonrennen werden am letzten Juli-Wochenende in London ausgetragen. Zwei E-Prix innert zwei Tagen werden erstmals auch in Monaco (3./4. Mai) und Tokio (17./18 Mai) ausgetragen. Ein Rennen auf Schweizer Boden, wie zuletzt im Juni 2019 in Bern, figuriert erneut nicht im Kalender.

Die Schlussrangliste des Saison-Auftakts in Sao Paulo


Die Formel-E-Weltmeisterschaft neu im Free-TV auf blue Zoom

Die Formel-E-Weltmeisterschaft neu im Free-TV auf blue Zoom

Auftakt zur 11. Saison der Formel-E-Weltmeisterschaft, die 16 Rennen umfasst. 11 Teams und 22 Fahrer starten auf dem knapp drei Kilometer langen Stadtkurs von São Paulo. Mit dabei die drei Schweizer Nico Müller, Sébastien Buemi und Edoardo Mortara.

05.12.2024

Was ist die Formel E?

Die Rennserie mit Elektromotoren wurde vom ehemaligen FIA-Präsidenten Jean Todt ins Leben gerufen und feierte am 13. September 2014 in Peking ihre Premiere. Sie verbindet Spektakel, Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit. Die Formel E will mit ihrer Netto-Null-Strategie ein Zeichen für die Zukunft setzen und die Elektro-Mobilität fördern. Von den neuen Technologien, die für die Rennautos entwickelt werden, sollen auch Autohersteller profitieren, um den CO2-Austoss weiter zu verringern.

Seit der ersten Saison ist die Formel E bestrebt, Rennen auf den Strassen von Grosstädten auf der ganzen Welt durchzuführen, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Diese Philosophie wird auch bei der elften Saison beibehalten und so finden die sogenannte E-Prix in Städten wie London, Tokyo, Jakarta oder Berlin statt. Seit der Saison 2020/2021 ist die Formel E Mitglied des Motorsport-Dachverbands FIA (Fédération Internationale de l'Automobile) und so darf sich der Gewinner der Fahrerwertung auch Weltmeister nennen.

Welche Autos werden gefahren?

Formel-E-Autos sind einsitzige Rennwagen mit Elektromotoren. Für die elfte Saison wurde die dritte Generation weiterentwickelt und so ist der GEN3 EVO entstanden. Der Bolide hat eine Maximalleistung von 350 kW (rund 470 PS), erreicht Spitzengeschwindigkeiten von 320 Kilometer pro Stunde und beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 1,86 Sekunden. Somit hat der GEN3 EVO eine höhere Beschleunigung als die aktuellen Formel-1-Rennautos. 

Der GEN3 EVO ist das Auto der Saison 2024/2025
Der GEN3 EVO ist das Auto der Saison 2024/2025
LAT Images for Formula E

Bei Massen von 5,02 x 1,70 Metern wiegt der Rennwagen 859 kg. Die Energie-Rekuperation beträgt 600 kW. Beim Rennstart, im Qualifying und beim Attack Mode kann auch der Allradantrieb aktiviert werden.

Das neue Auto konnten die Teams und Fahrer vor einem Monat auf der Jarama-Strecke in Madrid während vier Tagen testen.

Daniel Abt erklärt den GEN3 EVO

Daniel Abt erklärt den GEN3 EVO

Die Formel E hat für die neue Saison das Auto GEN3 EVO enthüllt. Der ehemalige Rennfahrer und heutige Experte erklärt den neuen Elektro-Boliden.

06.12.2024

Wie sieht ein Rennwochenende aus?

Ein normales Rennwochenende besteht aus zwei Tagen. Am Freitag wird eines von zwei 30-minütigen freien Trainings durchgeführt. Am Samstag beginnt der Renntag mit dem freien Training, gefolgt von der Qualifikation und dem Rennen.

Ausnahmen gibt es in Dschidda, Monaco, Tokyo, Shanghai, Berlin und London. In diesen Städten gibt es sogenannte Double Headers, an denen zwei Rennen an einem Wochenende gefahren werden. So finden am Sonntag ein drittes Training sowie ein zweites Qualifying und Rennen statt.

In den Trainings geht es für die Fahrer darum, das Auto auf die Strecke abzustimmen und die Strategie für das Rennen zu planen.

In der Qualifikation werden die Startpositionen für das Rennen bestimmt. Die 22 Fahrer werden in zwei Gruppen aufgeteilt, die je zehn Minuten Zeit haben, um innerhalb der Gruppe unter die ersten vier zu fahren. In dieser Session ist die Leistung auf 300 kW begrenzt.

Die acht Schnellsten der ersten Phase kommen eine Runde weiter, wo sie in einem Viertel-, Halbfinal und Finale gegeneinander um die Pole Position fahren. Wer sich diese holt, startet das Rennen an erster Stelle. Für diese Duelle haben die Fahrer auf die Maximalleistung von 350 kW und Allradantrieb zur Verfügung.

Die Rennen sind auf 55 Minuten begrenzt. Beim Start können die Fahrer ebenfalls das Allradantrieb-System verwenden. Ansonsten stehen ihnen 300 kW zur Verfügung, durch den «Attack Mode» können sie weitere 50 kW freischalten.

Was bedeutet «Attack Mode»?

Während der Rennen können die Fahrer durch die sogenannte «Activation Zone» fahren, ein Teil der Strecke abseits der Ideallinie, um einen Boost von 50 kW zu aktivieren. Dieser Boost wird bei Positionskämpfen aktiviert.

Wie oft die Fahrer durch die «Activation Zone» und in welcher Zeitspanne sie den Attack Mode aktivieren können, bestimmt die FIA vor jedem Rennwochenende.

Wie werden die Punkte verteilt?

Die ersten zehn Klassierten des Rennens gewinnen Punkte. Der Sieger erhält 25 Punkte, der Zweitplatzierte 18, der Dritte 15 und der Zehnte noch einen Punkt. Wenn jemand in den ersten zehn die schnellste Rennrunde fährt, erhält er einen Zusatzpunkt. Für den Sieger des Qualifyings gibt es zusätzlich noch drei Punkte.

Die gewonnenen Punkten fliessen sowohl in die Fahrerwertung als auch in die Teamwertung ein. Wer am Ende der Saison die meisten Punkte auf dem Konto hat, wird Weltmeister.

Wo wird gefahren?

In der Saison 2024/2025 werden von Dezember bis Juli 16 Rennen an zehn verschiedenen Orten ausgetragen. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Rennen in Monaco, Tokyo, Berlin und das Saisonfinale in London. Gefahren wird hauptsächlich auf Stadtkursen. 

So sieht der Rennkalender der Saison 2024/2025 aus.
So sieht der Rennkalender der Saison 2024/2025 aus.

Wie viele Teams fahren in der Formel E?

Insgesamt fahren elf Teams à zwei Fahrer in der Formel E. Mit Maserati, McLaren, Porsche und Nissan nehmen namhafte Hersteller an der Formel-E-Weltmeisterschaft teil. In der letzten Saison hat sich Jaguar mit dem neuseeländischen Duo Mitch Evans und Nick Cassidy den Titel geholt. 

Wer sind die Stars?

Zu den Stars gehört Pascal Wehrlein, der sich im letzten Jahr zum ersten Mal zum Weltmeister gekrönt hat. Der Deutsche startete 2016-2017 in der Formel 1 und bestritt eine Saison bei Sauber.

Pascal Wehrlein: Vom Fan zum Rennfahrer

Pascal Wehrlein: Vom Fan zum Rennfahrer

Mit nur 30 Jahren ist Pascal Wehrlein der Mann, den es in der Formel E zu schlagen gilt.

06.12.2024

Mit Jean-Éric Vergne, Nyck de Vries, Lucas di Grassi, Stoffel Vandoorne und dem Schweizer Sébastien Buemi sind weitere ehemalige Formel-1-Fahrer im Feld.

Buemi, di Grassi, Vergne, Antonio Felix da Costa und Sam Bird sind seit der ersten Saison dabei. Buemi und da Costa sind mit je 13 Siegen die erfolgreichsten Fahrer. Jean-Éric Vergne hat als einziger zweimal die Fahrerwertung gewonnen.

Neben den bekannten Namen sind in dieser Saison auch zwei Rookies dabei. Zane Maloney (ist Teil der Sauber Academy) aus Barbados und Taylor Barnard aus Grossbritannien haben in diesem Jahr die Saison in der Formel 2 bestritten und wagen nun den Schritt in die Elektro-Rennserie.

Wer sind die Schweizer?

Buemi ist nicht als einziger Schweizer am Start. Mit Edoardo Mortara und Nico Müller hat die Schweiz zwei weitere Trümpfe.

Von den drei ist Sébastien Buemi wohl der bekannteste. 55 Formel-1-Rennen hat der Mann aus Aigle bestritten, zu einem Podestplatz hat es nie gereicht. Mehr Erfolge hat Buemi in der Langstrecken-Weltmeisterschaft gefeiert. Da ist er bis jetzt viermal Fahrerweltmeister geworden und hat viermal das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen. 2015/2016 hat Buemi die Fahrerwertung der Formel E gewonnen, wartet nun aber seit sieben Jahren auf den 14. Rennsieg.

Sébastien Buemi hier im Gespräch mit Sylvain Filippi, dem Teamchef von Envision Racing.
Sébastien Buemi hier im Gespräch mit Sylvain Filippi, dem Teamchef von Envision Racing.
IMAGO/Andreas Beil

Mortara steht vor seiner achten Saison in der Formel E. Bisher hat er 95 Rennen bestritten, von denen er sechs gewonnen hat. In der Saison 2020/2021 wurde er Zweiter in der Fahrerwertung. Ausgerechnet sein heutiger Teamkollege Nyck De Vries stand ihm damals vor der Sonne.

Edoardo Mortara (r.) im Gespräch mit Teamkollege und ehemaliger Weltmeister Nyck De Vries.
Edoardo Mortara (r.) im Gespräch mit Teamkollege und ehemaliger Weltmeister Nyck De Vries.
IMAGO/Andreas Beil

Einen Weltmeister als Teamkollegen hat auch Nico Müller. Auf die neue Saison hin ist der Schweizer zu Andretti Formula E gewechselt, wo Jake Dennis auf ihn wartet. Der Brite hat 2023 den Titel gewonnen. Mit dem neuen Team will er endlich seinen ersten Formel-E-Sieg einfahren. Müller war früher besonders in der DTM (Deutsche Tourenwagen-Masters) erfolgreich unterwegs. Da konnte er zehn Rennsiege feiern und schrammte 20219 und 2020 haarscharf am Titel vorbei.

Nico Müller in der Garage seines neuen Teams Andretti Formula E.
Nico Müller in der Garage seines neuen Teams Andretti Formula E.
IMAGO/Andreas Beil

Den Saisonauftakt in São Paulo dieses Wochenende sowie die gesamte Saison kannst du exklusiv auf blue Zoom live mitverfolgen.


Buemi exklusiv: «Ich freue mich, wenn meine Schweizer Kollegen gut fahren»

Buemi exklusiv: «Ich freue mich, wenn meine Schweizer Kollegen gut fahren»

Mit Sébastien Buemi, Nico Müller und Edoardo Mortara startet die Formel-E-Saison mit drei Schweizern in die Saison. blue Sport hat mit den Piloten zum Saisonstart gesprochen.

07.12.2024