Region der Großen Seen

Die Region der Großen Seen ist sehr reich an Rohstoffen wie Gold, Kupfer, Coltan oder Diamanten und beherbergt zudem das zweitgrößte Regenwaldgebiet der Erde - dementsprechend bedeutsam ist sie in ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Auch aufgrund ihrer politischen Volatilität, ethnischen Spannungen und gewaltsamen Auseinandersetzungen liegt sie immer wieder im Augenmerk der EU sowie der internationalen Gemeinschaft.

Vor allem in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) herrscht eine äußerst prekäre Sicherheitssituation, insbesondere im Osten des Landes kommt es seit Jahren zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und der Aufstandsbewegung Mouvement du 23 Mars (M23). Dies hat auch zu diplomatischen Spannungen zwischen der DRK und Ruanda geführt. Die humanitäre Lage ist desaströs. Fast 6 Mio. Menschen sind intern Vertriebene (IDPs) - die größte Zahl von IDPs in Afrika. Rund 27 Mio. (von insgesamt 93 Mio. Menschen) leiden unter akuter Ernährungsunsicherheit. Regionale Friedensbemühungen wie die Luanda Roadmap oder Nairobi III sollen die Mission der Vereinten Nationen für die Stabilisierung in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) bei der Friedenskonsolidierung unterstützen.

In Uganda regiert seit 1986 Staatspräsident Yoweri Museveni. Eine Verfassungsänderung aus dem Jahr 2005 ermöglicht ihm eine uneingeschränkte Zahl an Amtszeiten, die letzte Wiederwahl erfolgte 2021. Uganda verfolgt eine „open door policy“ und beherbergt aktuell 1,5 Mio. Flüchtlinge, darunter 857.000 aus dem Südsudan und 480.500 aus der Demokratischen Republik Kongo. Uganda ist mit über 6200 Soldaten und rund 400 Polizisten größter Truppensteller der Übergangsmission der Afrikanischen Union für Somalia (ATMIS). Seit März 2023 wird ein verschärftes (drakonisches) Anti-Homosexualitätsgesetz diskutiert, was zu internationalen Protesten führt.

In Burundi war es während der Amtszeit von Präsident Nkurunziza zwischen 2015 und 2020 zu schweren Menschenrechtsverletzungen gekommen, die Hunderttausende zur Flucht in die Nachbarländer getrieben haben. Seit dem friedlichen Übergang im Juni 2020, der zur Wahl von Präsident Évariste Ndayishimiye und zur Bildung einer neuen Regierung geführt hat, hat sich eine positive Dynamik entwickelt und die Lage merklich entspannt.

In Ruanda, das seit einigen Jahren einen starken Wirtschaftsaufschwung erlebt, regiert seit dem Jahr 2000 Präsident Paul Kagame. Sein Ziel ist, das Land bis 2035 zu einem „Middle-Income-Country“ zu machen. Während sich viele wirtschaftliche Indikatoren in Ruanda kontinuierlich verbessern, steht Kagame unter der Kritik, das Land autoritär zu regieren und Meinungsfreiheit nicht zuzulassen.

Einen besonders wichtigen Akteur in der Region der Großen Seen bildet die Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC) - ein Zusammenschluss von Tansania, Kenia, Burundi, Ruanda, Uganda, Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo. Ihr Ziel ist, die teilnehmenden Staaten durch Projekte wie eine Währungsunion, ein gemeinsames Visaregime und gemeinsame Infrastrukturprojekte enger zu verknüpfen. Ein großer Schritt in diese Richtung wurde 2010 mit einem gemeinsamen Markt aller EAC-Staaten gesetzt. Innerhalb der nächsten Jahre will der Staatenbund auch konkrete Schritte in Richtung einer gemeinsamen Währung setzen. Ihren Hauptsitz hat die EAC in Arusha, Tansania.

Österreich ist in der Region der Großen Seen durch die Österreichische Botschaft Nairobi sowie durch das Kooperationsbüro der Austrian Development Agency (ADA) in Kampala, Uganda, und das AußenwirtschaftsCenter in Lagos (Nigeria) vertreten.

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