Die Karte meiner Träume
Um einen renommierten Wissenschaftspreis entgegenzunehmen, macht sich ein hochbegabter Zehnjähriger aus dem ländlichen Montana allein auf den Weg nach Washington.
Originaltitel
The Young and Prodigious T. S. Spivet
Regie
Dauer
105 Min.
Kinostart
10.07.2014
Genre
Produktionsland
Cast & Crew
Dr. Clair
G.H. Jibsen
Vater
Gracie
T. S. Spivet
Layton
zweite Wolke
Ricky
Richard Jutras
Mr. Stenpock
Hobo
Redaktionskritik
Bilder zum Staunen: „Amélie“-Regisseur Jean-Pierre Jeunet illustriert das kuriose Kartografenleben des hochbegabten Farmersohns T.S. Spivet
Seine Eltern sind wie Tag und Nacht. Sein Vater ist ein wortkarger Rancher, der hundert Jahre zu spät geboren wurde, seine Mutter (verschroben: Helena Bonham Carter) eine passionierte Insektenforscherin, die seit 20 Jahren einen Käfer sucht, den es vielleicht gar nicht gibt. T.S. selbst ist ein echtes Wunderkind, das von früh bis spät Diagramme und Landkarten zeichnet. Als ihm das berühmte Smithsonian Museum einen Wissenschaftspreis verleihen will, macht sich der zehnjährige Knirps heimlich auf den Weg nach Washington, D.C. Schon bei der Lektüre von Reif Larsens „Die Karte meiner Träume“ fühlt man sich unwillkürlich an den verspielten Erfindungsreichtum von Regisseuren wie Wes Anderson („Moonrise Kingdom“) oder Jean-Pierre Jeunet („Die fabelhafte Welt der Amélie“) erinnert. Ob Anderson je daran gedacht hat, Larsons Roman zu verfilmen, wissen wir nicht, doch er hätte es vermutlich nicht viel besser machen können als Jeunet. Im Stil eines Pop-up-Buches hat der Franzose die Skizzen und Notizen aus den Randspalten der Vorlage in die Handlung integriert. Das ist formal und erzählerisch brillant gelöst und offenbart wie nur wenige Filme zuvor den Sinn und die technischen Möglichkeiten der 3D-Animation. Jeunet hat die fabelhafte Welt des T. S. Spivet auf überwältigende Weise zum Leben erweckt. Sein Film zeigt grandiose Landschaftsaufnahmen, bietet skurrile Details im Überfluss und fasziniert durch virtuos dazuerfundene Anekdoten. Dass die Geschichte gegen Ende zunehmend zerfasert, konnte auch Jeunet nicht verhindern – was nichts daran ändert, dass diese Kindheitserzählung zu den auf(sehener)regendsten Kinofantasien des Jahres zählt.