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Wild Wild West

Will Smith und Kevin Kline jagen einen Superbösewicht.
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Originaltitel
Wild Wild West
Dauer
106 Min.
Kinostart
29.07.1999
Genre
FSK
12
Produktionsland
USA

Cast & Crew

James West
Artemus Gordon
Dr. Arliss Loveless
Rita Escobar
M. Emmet Walsh
Coleman
General McGrath
Miss East
Miss Munitia
Miss Lippenlesen
Amazonia

Redaktionskritik

Western, Science-fiction, Agententhriller und
Actionkomödie in einem: Regisseur Barry
Sonnenfeld gibt seinem "Men in Black"-Star
Will Smith die Sporen
So übel kann ein Film nicht sein, in dem Cowboys Sex mit Schafen haben und später eine Herde der weißen Wollknäuel friedlich auf dem Rasen des Weißen Hauses blökt. Und tatsächlich hat das "Men in Black"-Team um Regisseur Barry Sonnenfeld und Superstar Will Smith bei seiner jüngsten Sommersause nichts unversucht gelassen, um dem Publikum mittels Entertainment-Trommelfeuer die Popcorn-Kübel aus den Händen zu schießen. Zwar mögen die Zutaten, aus denen "Wild Wild West" konstruiert wurde, abgeschmackt sein, doch ihre Mixtur sättigt zunächst recht flott den kleinen Erlebnishunger zwischendurch. James Bond, Jules Verne, Daniel Düsentrieb und Mel Brooks könnten Berater des spleenigen Spionage-Sci-fi-Comic-Klamauks sein, das die unterschiedlichsten Genres wie Gummibälle jongliert. Nur eines ist dieser Bastard sicher nicht – so souverän das der Vorspann in bester Sergio-Leone-Tradition auch suggerieren mag: ein Western, der seine Sporen verdient. Statt dessen: welcome to cartoon country!<p> Kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg werden die Agenten West (Smith) und Gordon (Kevin Kline) vom Präsidenten darauf angesetzt, einen erpresserischen Staatsfeind aufzuspüren, der die genialsten Wissenschaftler des Landes in seine Gewalt gebracht hat. Und weil es das Gesetz eines Buddy-Movies verlangt, daß sich zwei Spürnasen zunächst nicht riechen können, demonstrieren West und Gordon bis kurz vor dem finalen Teamwork virtuos ihr Einzelkönnen. West ist dabei einer dieser Draufgänger, die "erst schießen, dann schießen, noch ein bißchen mehr schießen und eventuell eine Frage stellen, wenn alle tot sind". Wehe nur, sein Stetson verrutscht. Gordon hingegegen hält es eher mit Leonardo da Vinci als mit Billy the Kid, wenn er mit detektivischer Erfindungsgabe Bleiwesten und Billiardkugelbomben bastelt. Oder einen Flugzeug-Prototyp, den er "Air Gordon" nennt.<p> Eine Weile amüsiert das Wechselspiel von Verve und Verschrobenheit. Und wenn die Produzenten nicht den beliebten Fehler begangen hätten, ihre filmischen Trümpfe schon in den Werbetrailern hinauszuposaunen, würden die Attacken der 80-Meter-Metallspinne und die rasenden Sägeblätter mit ihren rollenden Köpfen womöglich richtig Kurzweil bereiten. Doch zu diesem Zeitpunkt hat "Wild Wild West" längst den Wüstenboden unter den Füßen verloren. Die Probleme beginnen, als mit dem Erzfeind Dr. Arliss Loveless (Kenneth Branagh) ein weiterer Technik-Tüftler auf den Plan tritt, der sich ohne Unterleib im Rollstuhl fortbewegen muß, aber Alarm für drei Marktschreier macht. Wo vorher spielerischer Charme aufblitzte, prägt bald seine angeberische, pompöse Natur den Film: etwa in den bizarren Szenen, wo Loveless zur Erprobung seines perfiden Waffenarsenals Dutzende Männer abmetzelt. Oder wenn er in einer taktlos nazistisch inszenierten Kundgebung die Rückgabe der USA an England, Mexiko und Spanien verspricht. Der Film will solche Brüche augenzwinkernd verstanden wissen, aber das geht ebenso ins Leere wie der Versuch, Impotenz und Rassismus humoristisch auszuschlachten. Am lautesten lacht man vielmehr, wenn Smith seinen Big Willie Style einfriert, um mit zitternder Stimme mitzuteilen, daß auch seine Familie einst von Loveless ermordet wurde. Als ob hier jemand eine Entschuldigung für Gefallsucht und Übereifer bräuchte.<p> Daß sechs (!) Autoren auf Autopilot eine hirnrissige Story ersonnen haben und ihr milder Westen von einer Gimmick-Armada geplättet wird, erklärt den kostspieligen Irrflug "Wild Wild West" nicht ganz (Budgetschätzungen schwanken von 120 bis 160 Millionen Dollar). Denn in dieser Spielklasse sind exzellente Effekte so selbstverständlich wie farbige Bilder – obwohl man schon staunt, warum ILM-Programmierer eine stählerne Tarantula durch John Fords klassische Westernkulisse, das Monument Valley, kraxeln lassen können, aber close-ups der Stars wiederum kontrasthart vor den Hintergrund der Prärie kopieren. Das wirkliche Rätsel ist, warum die Beteiligten ihre Talente so bereitwillig einschränkten, anstatt sie auszuspielen – konnte man sich doch im August letzten Jahres davon überzeugen, daß es am Set an Inspiration nicht fehlte. Sorgsam und ingeniös waren die Bühnenbilder des unfehlbaren Designers Bo Welch gestaltet, in denen die Spinnen-Signatur von Loveless sogar auf Servietten prangte und eigens in Kommission gegebene Gemälde Wände schmückten, die im Film zum Leben erwachen würden. Die Hausherren Will Smith und Barry Sonnenfeld verströmten neben blinder Harmonie beträchtlichen Witz, der Selbstironie und Originalität versprach. Allein Kevin Kline ließ irritiert anklingen, wie heikel es sei, hinter Maskierungen und Maschinen seine Rolle zu be- leben. Er sollte keine Chance bekommen.<p> Sonnenfeld, der schon in den "Addams Family"-Filmen oder "Men in Black" so aggressiv auf Pop-art setzte, als wolle er eindimensionales Personal durch dreidimensionale Bilder wettmachen, ist in "Wild Wild West" übers Ziel hinausgerast. Sein Kino, das einem mit Anlauf ins Gesicht springt, schert sich nicht um Zwischentöne – und brachte selbst Kameramann Michael Ballhaus, der nicht gerade für zurückhaltende Fotografie bekannt ist, auf die Barrikaden. Smiths Schlagfertigkeit wird durch Posen verschenkt, was exemplarisch die Szene zeigt, in der West und Gordon ein Experiment mit dem abgetrennten Schädel eines Forschers anstellen. "Das ist...der Kopf... eines Mannes", stottert West, und auch wenn man schon bessere Sprüche gehört hat, läßt sein Schock lächeln. Aber dann sagt er es noch mal. Und noch mal. Und ein viertes Mal. Soviel zum Skript. Das Publikum schweigt beschämt und tröstet sich mit der wunderbar verschleppten Komik Kevin Klines und seinen Wunderwaffen für die Westentasche. Der Rest ist ranschmeißerisch in höchstem Maße.<p> Ohne Muße zum Verweilen hakt der Film prächtige Bauten und Kostüme ab wie ein Western-Themenpark in Las Vegas. Loveless ist von vier stummen, dummen Amazonen umgeben, die zum Agieren mit dem Dekolleté gezwungen sind – wie auch Salma Hayek als eine gewisse Rita, die der Doktor aus schleierhaften Gründen entführt. Sein Fernduell mit West und Gordon beschränkt sich auf den Einsatz mechanischen Spielzeugs, und wer in den letzten einhundertdrei Jahren zufällig im Kino war, wird ein- hundertdrei Minuten vor Schluß des Films wissen (Dauer: 107), was ihn erwartet.<p> Und das ist exakt das, was Sonnenfeld wollte. Als Ausnahme in Hollywood hält er große Stücke auf Testvorführungen und hat bis kurz vor US-Start an "Wild Wild West" Änderungen vornehmen und Lacher an strategischen Stellen einsetzen lassen. Dachte er. Doch im Bestreben, mit Massenkompatibilität noch die letzte Oma in Grönland und den kleinsten Knirps in Shanghai zu erreichen, hat er seine Ideen und seine Integrität völlig veräußert und wirkt wie ein Chaos-Verwalter. Jetzt gleicht der Film den Lokomotiven, die in "Wild Wild West" eine wichtige Rolle spielen. Außer Kontrolle rast der Explosions-Expreß an allen Stationen vorbei und läßt die verdutzten Kinozuschauer ratlos stehen. Doch hinter jeder Leinwand befindet sich bekanntlich eine Mauer. <p><i>Roland Huschke</i><p><b>Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" und "Zurück in die Zukunft III" mochten.</b>

Fazit

Ein überspoilertes Spaß-Monster

Film-Bewertung

Wild Wild West (US 1999)

Redaktion

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