Test: Mini-PC
Intel NUC 12 Extreme Dragon Canyon: NUCleare Gaming-Power
Foto: COMPUTER BILD
Uhr
Nicht unterschätzen: Intels Mini-PC NUC 12 Extreme Dragon Canyon ist zwar klein, aber ein wahres Gaming-Kraftwerk. Wie viel Leistung es hat, verrät der Test.
Testfazit
Testnote
2,3
gut
Intels Dragon Canyon gehört zu den Kraftmeiern unter den Mini-PCs – wenn die Komponenten passen. Er ist aber auch kein Schnäppchen: Ohne Grafikkarte, Betriebssystem, SSD und Arbeitsspeicher sind mit einem Core i9 schon rund 1.500 Euro fällig, die getestete Komplett-Version kostet gut 2.200 Euro. Aber wer braucht so etwas überhaupt? Der Mini-PC ist ideal für Zocker und Zockerinnen mit Platzproblemen oder Reisende, die ihren PC als Konsole betrachten. Alle anderen Gamer sollten zu handelsüblichen Gehäusen greifen. Diese sind einfacher aufzurüsten und deutlich günstiger.
Pro
- Sehr starker Prozessor
- Lässt sich gut aufrüsten
- Arbeitet recht leise
- Sehr kompakt
Kontra
- Grafikkarte, RAM und Speicher fehlen
Manch Gaming-PC weckt mit seinen LED-Leuchten mehr oder weniger schöne Erinnerungen an die Dorfdisco. Nicht so der Mini-PC NUC 12 Extreme Dragon Canyon: Nur der dezent beleuchtete Totenkopf an der Frontseite lässt erahnen, dass es sich hier um einen waschechten Gaming-Boliden handelt. Aber wie viel Power kann so ein Rechner im Schuhkarton-Format schon haben? COMPUTER BILD verrät, was im Mini steckt.
Wie viel Power darf es sein?
Den Rechner gibt es beim Fachhändler in einer fertigen Konfiguration oder als "Extreme Kit" (auch Barebone genannt) mit Mainboard, Lüfter, Netzteil und Prozessor im Gehäuse. Arbeits- und SSD-Speicher, eine separate Grafikkarte und ein Betriebssystem fehlen. Eine mögliche Ausstattungs-Variante zeigt Intel beim Testgerät: Im gerade einmal 8,1 Liter fassenden Gehäuse taktet ein Core i9-12900 der aktuellen Alder-Lake-Serie – einer der stärksten Prozessoren auf dem Markt. Das liegt auch am komplett neuen Aufbau: Der Core i9-12900 hat acht starke Kerne des Typs "Golden Cove" (P-Kerne) – etwa für leistungshungrige Software wie Adobe Photoshop.
Weitere acht stromsparende Kerne des Typs "Gracemont" (E-Kerne) erledigen einfache Office-Aufgaben. Im Testgerät standen dem Prozessor 16 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher (RAM) vom Typ DDR4 (Takt: 3.200 Megahertz, 60 Euro) zur Verfügung. Noch schnellerer DDR5-RAM passt aber auch rein. Doch auch so waren Office-Aufgaben und selbst rechenintensive Videobearbeitungen im Test ein Klacks.
Nicht alle Grafikkarten passen
Beim Zocken kommt es auf die Grafikkarte an. Allerdings gibt es vor allem in der Oberklasse einige Modelle, die mit ihren ausladenden Abmessungen nicht ins kompakte NUC-Gehäuse passen. Beim Kauf der Grafikkarte müssen Bastler also nachmessen oder den Händler fragen. Im Testsystem arbeitete eine Geforce RTX 3060 Ti Mini von Asus (550 Euro) – ein schmaler Bildmacher ohne sogenannte Backplate (Metallplatte zur Ableitung von Hitze).
So ließen sich mit dem NUC aktuelle Spiele wie "Cyberpunk 2077" und "Escape from Tarkov" in Full HD (1920x1080 Pixel) bei voller Detailwiedergabe sehr flüssig mit 121 Bildern pro Sekunde im Schnitt zocken. Zur Einordnung: Ruckelfreies Spielen ist ab etwa 60 Bildern pro Sekunde gewährleistet. Aber wie sieht es beim Zocken in 4K (3840x2160 Pixel) aus? Hier sind immerhin durchschnittlich 41 Bilder pro Sekunde drin. Das heißt: Die Wiedergabe stottert gelegentlich. Zocker müssen also entweder eine stärkere und passende Grafikkarte wie die Zotac RTX 3070 Twin Edge (630 Euro) ins Gehäuse pflanzen oder Games in der etwas geringeren WQHD-Auflösung mit 2560x1440 Pixeln spielen.
Bereit für ordentlich Speicher
Auch den Speicher müssen Nutzerinnen und Nutzer selbst einbauen. Im Testsystem arbeitete die M.2-SSD Samsung 980 Pro (126 Euro) mit 932 GB Speicher. Wer möchte, baut bis zu drei M.2-SSDs ein. Theoretisch lässt sich sogar das komplette Computerherz problemlos austauschen, denn CPU und Mainboard stecken komfortabel auf einer PCI-Express-Karte ("Compute Element") statt auf einer fest verschraubten Hauptplatine.
Kommt die Technik in die Jahre, lässt sich die installierte Hardware aktualisieren. Dabei sollten Nutzer einen genauen Blick auf den Stromverbrauch der neuen Komponenten werfen, denn das im Dragon Canyon eingebaute 650-Watt-Netzteil ist mit starken Grafikkarten wie Modellen mit Nvidias RTX-3080-Chip überfordert. Aktuell gibt es allerdings keine passenden stärkeren Netzteile für den kleinen NUC.
Ruhiger Geselle
An der Oberseite des Gehäuses sitzen drei Lüfter, die die CPU mit Frischluft versorgen, ohne allzu großen Lärm zu verursachen: Beim Zocken sind sie mit einem Pegel von 3,5 Sone zwar deutlich zu hören – aber nicht nervtötend. Meistens haben Spielerinnen und Spieler jedoch sowieso ein Gaming-Headset auf und kriegen davon nichts mit. Im Desktop-Betrieb bleibt das auf dem Schreibtisch. Da ist der Dragon Canyon mit 1,5 Sone deutlich leiser.
Intel NUC 12 Extreme Dragon Canyon im Test: Das Fazit
Intels Dragon Canyon gehört zu den Kraftmeiern unter den Mini-PCs – wenn die Komponenten passen. Er ist aber auch kein Schnäppchen: Ohne Grafikkarte, Betriebssystem, SSD und Arbeitsspeicher sind mit einem Core i9 schon rund 1.500 Euro fällig, die getestete Komplett-Version kostet gut 2.200 Euro. Aber wer braucht so etwas überhaupt? Der Mini-PC ist ideal für Zocker und Zockerinnen mit Platzproblemen oder Reisende, die ihren PC als Konsole betrachten. Alle anderen Gamer sollten zu handelsüblichen Gehäusen greifen. Diese sind einfacher aufzurüsten und deutlich günstiger.