Files-App: Review, Tipps und Alternativen
Files-App: Moderner File-Manager – das leistet die Windows-App
Die Files-Applikation begeistert mit gefälliger Bedienbarkeit und genügendem Funktionsstock.
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Sind Ihnen die üblichen Verdächtigen unter den Dateimanagern – Total Commander, SpeedCommander und Freeware – zu altbacken? Schöner, aufgeräumter und mehr am Puls der Zeit ist die Windows-App "Files".
Einen Dateimanager benutzen Sie am (Windows-)Rechner täglich, eventuell ohne sich das immer wieder aufs Neue bewusst zu machen. Bei Microsofts Betriebssystemen ist das der Windows Explorer alias Explorer alias Datei-Explorer. Damit sehen Sie sich die auf Ihrer SSD oder Harddisk gespeicherten Dateien an, nehmen also Dateisystem-Einsicht. Das Formatieren von Laufwerken respektive von Partitionen ist darüber möglich.
Des Weiteren öffnen Sie Ihre Dateien etwa zwecks Bearbeitung und Sie verschieben sowie kopieren sie. Ferner benennen Sie Ihre Dateisystem-Objekte um und legen über ein kaskadierendes "Neu"-Menü neue leere Dateien wie TXTs an – die Sie später mit passenden Anwendungen mit Inhalt befüllen oder die Sie zu Testzwecken mit nicht vorhandenem Inhalt und dann mit 0 Bytes Speichervolumen so belassen.
Die mithilfe von Dateimanagern verwaltbaren Dateien heißen auf Englisch Files. Treffend im Hinblick auf die mit einem solchen Tool zu erledigenden Aufgaben ist daher der Name eines Explorer-alternativen Dateimanagers: "Files". Es handelt sich um eine Windows-App, sie funktioniert also nicht unter Windows 7 (das noch keine Apps unterstützt). Die Applikation ist unter Windows 10 und Windows 11 lauffähig und insbesondere für Windows-10-User ein Tipp.
Die Applikation brilliert mit Tabs und fühlt sich geschmeidig an. Wer auf ein modernes Handhabungskonzept Wert legt, bekommt bei "Files" mehr Neuzeit-Flair geboten als bei Dateimanager-Klassikern in der Machart von Total Commander, SpeedCommander, FreeCommander XE. Das große Kunststück von "Files": Es imitiert den Windows-11-Explorer und reichert ihn mit Kacheln an. Animationen kommen obendrauf – und vor allem (wo die genannten Alternativen nicht mithalten): Die Bedienoberfläche ist aufs Wesentliche reduziert.
Files-App: Review – was bietet das Programm?
Über Jahre hinweg wünschten sich Nutzer, dass Microsoft Tabs in den Windows Explorer einbaut. Die Implementierung ließ auf sich warten, selbst in Windows 11 22H2, das hierfür eigentlich designiert war. Mit einem Update schaltete Microsoft das Komfortmerkmal im Windows-Dateimanager dann allerdings für Anwender frei, die diesen Major-Release als sozusagen erstes Service Pack für die Windows-11-Initial-Veröffentlichung (Version 21H2) installiert hatten.
Die Files-App glänzt mit Tabs. Da Windows 11 mittlerweile einen Dateiverwalter mitbringt, der ebenfalls mit diesem Produktivitäts-Booster ausgestattet ist, ist die Verwaltung mehrerer Laufwerksorte in ein und demselben Fenster hierüber kein Vorteil externer Anwendungen mehr. Somit ist Files nicht länger so toll, wie es einst war; das native Tabs-Angebot unter Windows 11 ist sogar ziemlich gut umgesetzt. Ein paar Extra-Funktionen von Files rechtfertigen aber auch unter Windows 11 22H2 App-Download und -Installation; doch das gilt nur, wenn Ihnen die nachfolgend im Artikel aufgezählten Kleinigkeiten zusagen – ansonsten sind die Vorteile eher marginal und Sie fahren mit dem systemeigenen Explorer besser. Anders sieht die Welt bei Windows 10 aus: Das versieht Microsoft nicht mehr mit Explorer-Tabs, insofern hebt "Files" das Dateien-Handling hier auf ein anderes Niveau.
Ein Vorteil von "Files": Es fehlt der mit Windows 10 eingeführte Schnellzugriff, unter Windows 11 21H2 weiterhin als "Schnellzugriff" und unter Windows 11 22H2 als "Start" bezeichnet. Diese Ansicht ist unbeliebt und wenig produktiv; mancher sieht den Explorer aufgrund der dominanten Präsenz des Ganzen als verschlimmbessert an. Konkret: Der Schnellzugriff ist nicht nur seit Windows 10 1507, Jahrgang 2015, bei den Windows-8.1-Nachfolgern vorhanden. Im Unterschied zu Windows 7 und Windows 8(.1) startet der Explorer insbesondere auch nicht mehr mit der "Computer"-Ansicht (Windows-7-/-8.0-Slang) respektive mit dem "Dieser PC"-Frontend (Windows 8.1 benannte die mit Vista eingeführte Laufwerksübersicht "Computer", die den XP-"Arbeitsplatz" ablöste, in "Dieser PC" um). Vielmehr lädt der Explorer nach Meinung erfahrener Personen meist ungewollt mit dem "Schnellzugriff" respektive mit "Start". Zum Glück ist die "Dieser PC"-Ansicht bis einschließlich Windows 11 nach wie vor verfügbar. Zum Leidwesen von so manchem ist diese Option jedoch manuell per Klick anzusteuern – und wenn Sie nicht in den Windows-Ordneroptionen als Default-Explorer-Aufrufmethode "Dieser PC" konfigurieren, jedes Mal aufs Neue.
Kacheln, Tabs, Animationen, Bibliotheken, Breadcrumb-Adressleiste
Die Startseite von "Files" stellt Ihre Laufwerke in Form von Kacheln dar. Diese rechteckigen Konstrukte bildeten bei Windows 8(.1) die zentralen Elemente im Startmenü; bei Windows 10 waren hier neben Kacheln klassische Listeneinträge im Windows-7-Stil präsent. Da Windows 11 im Startmenü auf Kacheln verzichtet, ist deren Vorkommen in der Files-App bei diesem OS für Freunde der damaligen Bedienschule nett. Unter Windows 10 gefällt, dass sich die "Files"-Kacheln an das native OS-Design anschmiegen.
Animationen finden sich zwar nicht, so weit das Auge reicht, aber hier und da sind sie angenehm anzusehen eingestreut. Es flutscht also mit der Handhabung. Die mit Windows 7 eingeführten Systemfunktionen "Bibliotheken" und "Jumplist(-Support)" sind an Bord. Die Adressleiste von "Files" im oberen Bereich kommt vergleichbar mit dem modernen Pendant von Windows Vista und höher daher: In die Breadcrumb-NTFS-Pfadeingabe-Zeile tippen Sie den Namen eines Ordners und drücken [Eingabe], um dieses Verzeichnis in der App anzusteuern. Per Klick auf die Pfeilsymbole (">") klappen Sie weitere Ordner in der Hierarchiestruktur aus und öffnen den gewünschten mit der Maus.
Ein Ebene-aufwärts-Symbol ist neben den Pfeilicons für "Vor" und "Zurück" angebracht. Eine solche grafische Funktion fand sich ebenfalls im Windows-XP-Explorer, in Windows Vista und Windows 7 fehlte das praktische Merkmal, während sich Microsoft mit Windows 8 einen Ruck gab und es bis einschließlich Windows 11 wieder in seinen Dateimanager einbaute.
Neuen Ordner erstellen und Datei gleich hinein verschieben
Mit "Files" erzeugen Sie blitzschnell Ordner – auf eine Weise, in der Windows das nicht draufhat: Rechtsklicken Sie eine Datei und wählen Sie "Ordner mit Auswahl erstellen" im Kontextmenü. Sie tippen noch einen Namen ein, nach einer Bestätigung entsteht ein frisches Verzeichnis, in das Files die anvisierte Datei im selben Atemzug verschiebt.
Windows-11-Kontextmenü für Windows 10
Führen Sie einen Rechtsklick aus, so wie im vorigen Artikel-Absatz instruiert, sehen Sie unter Windows 10 ein Kontextmenü im Stil von Windows 11. "Files" ist gut geeignet, wenn Sie solch ein Menü nachrüsten möchten. Weitere Software-Empfehlungen für dieses Unterfangen finden Sie im Artikel "Tool macht es möglich: Windows-11-Kontextmenü unter Windows 10 nutzen".
Farb-Flags für Dateisystem-Elemente
Die Möglichkeit, Dateien mit Farben zu kennzeichnen, bietet nur "Files" und nicht Windows. Um das auszuprobieren – um einen Inhalt schneller wiederzufinden – rechtsklicken Sie auf das Wunschelement. Im Kontextmenü gehen Sie auf "Tags bearbeiten" und dann in der kaskadierenden Menüliste auf einen Eintrag. Zur Wahl stehen "Home", "Work", "Photos" und "Important".
Gewinner der Microsoft Store App Awards
Die Files-App ist ein Gewinner des Microsoft Store App Awards 2022 in der Kategorie "File Management". Ein weiterer Sieger in der Rubrik war Rufus, mit dem sich ISO-Dateien bootfähig auf einen USB-Stick übertragen lassen. Womöglich überrascht es Sie, dass es Rufus auch im Store gibt. In der Tat laden Sie es von dort alternativ zum Bezugsweg Webbrowser herunter.
Smartes Entpacken: ZIP-Dateien extrahieren
Per Rechtsklick auf ZIP-Dateien entpacken Sie diese, extrahieren also das oder die darin gespeicherte(n) Element(e). Hierbei kennt "Files" verschiedenen Varianten: "Hier entpacken" und "Hier entpacken (Smart)". Der Unterschied: Befinden sich in dem per Rechtsklick angesteuerten ZIP-Behälter mehrere Dateien, holt die normale Entpack-Funktion sie einzeln heraus und speichert sie in Form von gleichberechtigten, multiplen Dateisystem-Objekten im aktuell geladenen Ordner. Das smarte Entpacken erschafft im Falle mehrerer gezippter Files nur ein Dateisystem-Objekt, nämlich einen Ordner, in dem die diversen einzelnen Dateien Platz finden. Das ist übersichtlicher. Bei bloß einer einzigen ZIP-seitig komprimierten Datei arbeiten das normale und das smarte Entpacken wiederum gleich: Es entsteht kein Verzeichnis, sondern das verkleinerte Filesystem-Objekt landet in Reinform am aufgerufenen Ort.
Bessere App als das "OS-Original"
"Files" macht einen guten Eindruck – nicht nur für eine Windows-App, der man eine geringe Qualität unterstellen könnte (angesichts der mauen Güte von Apps generell, die sie zu ihrem Start mit Windows 8 aufwiesen), sondern auch im Vergleich zu herkömmlichen Desktop-Programmen. Eine Gegenüberstellung: Neuere Windows-10-Versionen und Windows 11 bringen einen rudimentären App-Dateimanager mit. Frühere Vermutungen, das Ganze zeige womöglich, wie die Zukunft des Windows Explorers aussehen könnte, sind mit Vorsicht zu genießen. Sogar im aktuellen Windows 11 22H2 kommt die Bord-Applikation nicht über die Anmutung einer Konzeptstudie hinaus. Der testweise Einsatz ist interessant, auf Dauer ist die Lösung ungeeignet. Falls Sie die Software, die deutlich hinter "Files" stagniert, einmal ausprobieren wollen: Drücken Sie Windows-R für den Ausführen-Dialog und geben Sie einen explorer-Befehl mit Parameter ein. Verfrachten Sie in den Windows-R-/Run-Dialog Folgendes:
explorer shell:AppsFolder\c5e2524a-ea46-4f67-841f-6a9465d9d515_cw5n1h2txyewy!App
Ein Nachteil bei "Files": Zwar sind Animationen und die Tabs optisch gut umgesetzt. Bei letzteren Elementen hapert es aber ein wenig an der Bedienung. So sind selbst bei maximiertem Programmfenster Mausklicks ganz oben auf dem Bildschirm nicht genug, um eine Registerkarte anzusteuern; genaueres Zielen an einer Monitorposition etwas unterhalb davon ist erforderlich. Beim Opera-Browser verhielt sich das früher zu Presto-Engine-Zeiten ähnlich unergonomisch. Doch zum Glück funktionieren in "Files" die gängigen Tastenkombinationen für Tabs, die aus Webbrowsern bekannt sind (Strg-<Zahl> dient einem Tab-Wechsel; mit Strg-T öffnen Sie einen neuen Tab, Strg-W schließt den gerade aktiven).
Wer "Files" gegenüber dem Explorer vorzieht, lenkt den Explorer-Start-Hotkey Windows-E in den "Files"-Einstellungen auf die App um. Dort findet sich außerdem eine Individualisierungsmöglichkeit für die GUI-Farbgebung.
Files: Status Center
Oben rechts in "Files" finden Sie ein Häkchen-Symbol, das eine Liste mit Ihren Dateisystem-Operationen hervorbringt (ähnlich dem Windows-Kopierdialog sehen Sie gerade laufende Transfers/Kopieraktionen), mit dabei sind auch vergangene Tätigkeiten: Löschen, Entpacken, Verschieben, Komprimieren.
Files im Test: Fazit und Alternativen
"Files" braucht etwas länger als der mit Windows-E aufrufbare Windows Explorer zum Starten. In puncto Visuellem und gediegener Bedienerführung gebührt der Windows-App aber das Prädikat "Crème de la Crème". Der ärgste Konkurrenz mit Blick auf die genannten Aspekte ist der Windows-11-Explorer. Andere Dateimanager buhlen ebenfalls um Ihre Gunst, sie zeichnen sich jedoch weniger durch optische und Usability-Raffinessen als vielmehr durch schieren Funktionsumfang samt mehr oder weniger nützlichen (Bloatware-)Extras aus.
Windows-10-User, die den Windows-11-Explorer nicht nutzen können und ihn prinzipbedingt nicht zum Download erhalten, schaffen sich mit "Files" wunderbaren Ersatz an. Unter Windows 11 fällt der Mehrwert geringer aus. Nichts zu tun hat "Files" übrigens mit einer nahezu identisch benannten App eines bekannten Suchmaschinenkonzerns: "Files von Google" – dies ist eine Cleaning-App für Android-Smartphones. Selbstverständlich können Sie auch mit der Windows-App "Files" aufräumen, und zwar Ihren Rechner. So löschen Sie darin händisch Dateien (über ihr Kontextmenü) oder rufen per Rechtsklick auf Laufwerke einen Files-seitig dargestellte "Eigenschaften"-Dialog auf und wählen darin die Schaltfläche "Datenträgerinhalt bereinigen". Letzterer Button startet unter Windows 10/11 die Einstellungen-App, der klassische Vorgänger cleanmgr.exe (Datenträgerbereinigung) poppt nicht auf.
Alternativen: Möchten Sie dem Kachel-Prinzip in stärkerem Maße frönen, als "Files" es darbietet, lohnt der Immersive Explorer einen Test. Animationen gehören hier ebenso wie bei "Files" zu den Aushängeschildern, das Auge bekommt also Futter. Futter bekommen Sie im Hinblick auf die Feature-Quantität ferner beim weniger schönen Tool "Q-Dir": Hier sind bis zu vier (!) Ordneransichten innerhalb eines Fensters möglich; die bei externen Dateimanagern üblichen Zweifenster-Parts übertrumpft die Applikation also. Mehr zu Q-Dir erfahren Sie im Artikel "Dateien verwalten unter Windows: Q-Dir – Anleitung und Changelog".
Eine Ergänzung zu Windows ist das Programm "Tabbles Free": Das erlaubt es, Dateien mit Schlagwörtern zu kennzeichnen. Selbst wenn Sie sich an Dateinamen nicht erinnern, stöbern Sie sie in dem Verwaltungs-Tool auf. Das gelingt bei diversen HDD-/SSD-Suchprogrammen alternativ mittels Recherche nach Textdatei-Inhalten; Tabbles setzt auf ein anderes Konzept und erlaubt das freie Definieren von später aufspürbaren Tags, sinnhaft gesprochen mit einer über das NTFS-Dateisystem gelegten Meta-Ebene – innerhalb der eigenen GUI (Graphical User Interface, grafischen Benutzeroberfläche).
Auch Dateisuch-Tools, die mit einem "Fuzzy Search"-Feature arbeiten, sind einen Blick wert: Diese Helfer legen eine gewisse Fehlertoleranz an den Tag. Selbst bei einem zu viel getippten Dateinamensbuchstaben stöbern Sie damit wahrscheinlich noch das gewünschte File auf.