So holen Sie mehr aus dem schlanken, unscheinbaren Browser Microsoft Edge Chromium heraus.
Mit Edge auf Chromium-Basis brachte Microsoft am 15. Januar 2020 den Nachfolger des Nachfolgers des Internet Explorer (IE) heraus – diesmal zeichnet sich ein rundum guter Browser ab. Der IE steckte bereits in Windows XP und ist weiterhin (wenngleich ein bisschen versteckt) in Windows 10 vorhanden. Das aktuelle Betriebssystem erschien in seiner Erstlingsfassung im Jahr 2015 und brachte exklusiv Edge mit. Letzteres Programm sollte den IE beerben und war mit EdgeHTML innovativ – das ist ein Abkömmling (Fork) der IE-Rendering-Engine Trident. Frisch und ohne Altlasten trat Edge an, Nutzer zu gewinnen. Wer den Browser verwenden wollte, musste zu Windows 10 wechseln oder es in einem älteren OS virtualisieren. Das ist nun passé: Der Microsoft-Browser steht mit seinen frischen Techniken für Windows 10 und (!) dessen Vorgänger Windows 7 sowie 8.1 zum Download bereit. Der Hersteller verwirft dabei die vormalige EdgeHTML-Engine: Im aktuellen Edge-Browser werkelt die Chromium-Technik. Google nutzt sie für Google Chrome, sie kommt in Opera sowie in Vivaldi zum Einsatz und in zahlreichen weiteren Chromium-Forks. Dank des neuen Unterbaus arbeitet Edge schneller als zuvor – und vermag kompatibler zu wichtigen Webstandards zu sein.
Neuen Edge-Browser installieren
Die besten Tipps zu Microsoft Edge

Edge Chromium selbst für Windows 7 verfügbar

Fragwürdig ist, dass Microsoft den verjüngten Edge-Webbrowser auch für Windows 7 bereitstellt. Das Betriebssystem erhielt zum Patchday am 14. Januar 2020 letztmalig offiziell Updates – und wird seitdem unsicherer. Software-Hersteller fahren auf absehbare Zeit ihre Unterstützung für das alte System zurück, bieten dafür also keine Updates oder Programm-Neuveröffentlichungen mehr an. Microsoft macht das Gegenteil und kommt seinem Alt-System entgegen, wodurch alteingesessene Windows-7-Fans das Update-Ende womöglich für nicht allzu schlimm halten und bei ihrem OS bleiben. Aus Sicherheitssicht ist das Vorgehen des Redmonder Unternehmens unklug. Besser wäre es wohl gewesen, eine Edge-Installation beim betagten Betriebssystem zu verhindern und so die Kunden zum (noch immer kostenlosen) Upgrade auf Windows 10 zu ermuntern. Einzelne Windows-7-Fans, die nicht wechseln wollen, freuen sich sicherlich dennoch über das erstmalige Bereitstehen von Edge für ihr OS ... Die wenigen Nutzer von Windows 8.1 tun es ihnen vermutlich gleich.

Edge von Bing auf Google umstellen

Ein Kritikpunkt der wahrscheinlich meisten Nutzer an Microsoft Edge bleibt, dass die Adressleiste als Standard-Suchmaschine Bing nutzt – statt Google. Für den Artikel-Autor etwa ist das kein Problem: Er mag Microsofts Alternativdienst und möchte nicht zum Suchmonopol zurückkehren. Wollen Sie dies aber in Ihrem Chromium-Edge-Browser tun, klappt das mit wenigen Klicks per Einstellungen-Tab; die obige Fotostrecke geht darauf ein. Das vom Chrome-Webbrowser bekannte Vorgehen, um Google als Standardsuche einzustellen, führt bei Edge nicht zum Erfolg – Microsoft will vermutlich das Auswechseln seines Suchdienstes Bing schwieriger gestalten.

So starten Sie den alten Edge

Wenn Sie unter Windows 10 den neuen Edge-Browser installieren, ersetzt er das alte Pendant – sichtbar sowohl in der Taskleiste (dort prangt nun das Icon des frischen Programms) als auch im Startmenü. Wollen Sie den Wegfall von EdgeHTML-Edge verhindern, wenden Sie noch vor der Installation von Chromium-Edge einen Registry-Hack an. Dadurch finden Sie später – nach der Chromium-Edge-Installation – einen Startmenüeintrag zum Aufruf des Vorgängerprogramms, das neuerdings als "Legacy" (steht im IT-Kontext für "alte Technik") bezeichnet ist.
Den alten Edge so zu retten, ist aber nicht unbedingt nötig: Das neue Programm fühlt sich bedientechnisch runder an. Das Beibehalten seines vorigen Pendants kommt am ehesten aus ideologischen Gründen infrage: So verschwindet mit Microsofts Schwenk von der EdgeHTML- zur Chromium-Technik eine Rendering-Engine von Windows-10-PCs. Manch ein Nutzer schätzt Engines: Sie interpretieren den Code von Webseiten und "zeichnen" sie, stellen sie dar. Bereits Opera hat vor Jahren von Presto auf Chromium umgestellt, nun verliert Microsoft Edge seinen unsichtbaren Kern – die Oberfläche hingegen erinnert beim "Edge 2.0" an den alten Edge-Browser. Technisch installiert sich Chromium-Edge als klassische Desktop-Software, die über Windows-R und appwiz.cpl deinstallierbar ist. Apps tauchen in dieser Übersicht der Systemsteuerung nicht auf; hierzu gehörte EdgeHTML-Edge, der als Universal-App daherkam.
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Edge Chromium schneller machen

Zum schnelleren Surfen mit dem neuen Edge bietet sich das Übliche an, das bei anderen Webbrowsern ebenso hin und wieder ratsam ist: Räumen Sie auf, indem Sie beim Surfen angesammelten Datenmüll löschen. Um etwa Verlauf, Cache und Cookies wegzuräumen, drücken Sie Strg-Umschalt-Entf. So ähnlich lautet die Tastenkombination für den Edge-eigenen Task-Manager: Umschalt-Escape. Wenn Sie mit dem Task-Manager entbehrliche Tabs schließen und womöglich aktive Add-ons beenden, verschaffen Sie der Anwendung mehr Luft zum Atmen. Apropos Add-ons: Aktivieren Sie eine Einstellung in Chromium-Edge, sind Extensions aus dem Chrome-Store installierbar. Die Einstellung ist sowohl im Chrome-Add-on-Store als auch in den Edge-Settings aktivierbar. Unter Umständen bremst eine hohe Anzahl an Zusatztools Ihren Surfalltag, doch wenn Sie es beim Hinzufügen der Helfer nicht übertreiben, bleibt Chromium-Edge performant. Zusätzliches Tempo holt SpeedyFox heraus: Das Tool defragmentiert die Profildatenbank von Firefox, Thunderbird und neben Google Chrome weiteren Chromium-basierten Browsern. Hersteller Crystalidea gibt in seinen Release Notes an, mit der Version 2.0.27 Support für "Edge browser (Chromium based)" geschaffen zu haben. Wenn Edge bei Ihnen gefühlt zu langsam ist, lassen Sie es auf einen Versuch ankommen und SpeedyFox (bei beendetem Edge) über die Profildaten des Browsers laufen. Dabei vermag das Tool die Profildaten zu komprimieren (der alternative Begriff "defragmentieren" ist nur im übertragenen Sinn richtig). Im Test erzielte Speedyfox unter Windows 10 bei dessen Chromium-Edge keine ersichtliche Platzersparnis.
» Download: SpeedyFox herunterladen

Wie schnell ist Microsoft Edge Chromium?

Auf einem Gaming-Notebook mit i7-Prozessor, 8 Gigabyte (GB) RAM und einer SSD sollten zwei Benchmarks klären, ob EdgeHTML- oder Chromium-Edge schneller ist. Beide absolvierten die Benchmarks Speedometer 2.0 und Octane; jeweils ist eine höhere Punktzahl besser. Der alte Edge erreichte beim ersten Test 42,2 Punkte, der neue 72,8 Punkte. Beim zweiten Test "EdgeHTML-Edge versus Chromium-Edge" stand es 28.243 zu 35.490 Punkten – der neue Browser ist hier durchweg moderner.
Da Chromium-Edge auch unter Windows 8.1 installierbar ist, folgte das Ermitteln zweier weiterer Tempowerte – das betreffende System arbeitete mit i5-Prozessor (genügt oft), 4 GB RAM (mittlerweile manchmal zu wenig) und einer Festplatte (macht das Gerät eher lahm). Was leisten Browser auf solcher relativ betagter Hardware? Zum Vergleich trat gegen Edge der einzige integrierte Desktop-Browser an: der Internet Explorer 11. Er gilt als langsam, und das bestätigte sich. Beim Benchmark Speedometer lieferte der IE11 keine Ergebnisse – Edge Chromium kam auf 60 Punkte. Beim Octane-Durchlauf verlor der IE11 mit 8.737 Punkten gegen 22.023 Punkte von Chromium-Edge.

Edge-Vollbildmodus aktivieren

Die obige Fotostrecke beinhaltet neben grundlegenden Edge(-Einstellungs-)Tipps Abstecher in alte Zeiten: So erhalten Sie Infos zur vorigen Edge-Generation – im Fokus des Ratgebers steht aber klar Chromium-Edge. Bei diesem klappt das Aktivieren des Vollbildmodus aus dem Stand: Drücken Sie die F11-Taste. Bei EdgeHTML-Edge war die Funktion verzwickter: Windows 10 1607 (Anniversary Update) führte die kaum eingängige Tastenkombination Umschalt-Windows-Enter für das Vollbild ein; bei Windows 10 1703 (Creators Update) mussten Nutzer auf [F11] noch warten, der Hotkey kam erst mit Windows 10 1709 (Fall Creators Update). Der Vollbildmodus steht exemplarisch für das Problem des alten EdgeHTML-Browsers: Die Entwicklung war agiler als beim Internet Explorer, aber verglichen mit Firefox und Chrome viel zu langsam, denn Edge-Releases waren an Windows-Releases geknüpft. Microsoft brachte zum Patchday, dem jeweils zweiten Dienstag im Monat, Updates für Windows und sie behandelten unter anderem den vorab installierten Edge. Doch Innovationen in Form neuer Funktionen kamen nur zweimal jährlich: wenn Windows 10 alle sechs Monate ein Feature-Update (Major-Release) erhielt. Mit dem Quasi-Edge-2.0 kommen Verbesserungen eher schneller bei Ihnen an. Mozilla beispielsweise will 2020 alle vier Wochen einen neuen Firefox veröffentlichen, Edge könnte nun besser mithalten.