Die Projekt-Website tablacus.github.io beschreibt ihren Dateimanager "Tablacus Explorer" als Programm mit Tabs und Add-on-Support. Die Software tritt an, den Windows Explorer funktional zu ersetzen – und erinnert stark an ihn. Die Vorteile sind auf den ersten Blick nicht so gut ersichtlich, bei näherer Betrachtung treten sie aber hervor. Wer sich lediglich Screenshots der Anwendung ansieht, könnte anmerken: Der betriebssystemeigene Dateiverwalter erscheint besser, was soll ich mit dem Tablacus Explorer? Augenscheinlich bietet er lediglich eine Ein-Fenster-Ansicht, so wie das Microsoft-Pendant. Screenshot-Bashing sehen wir aber als nicht gerechtfertigt an: Bildschirmfotos auf Download-Webseiten zeigen das Programm häufig nur im Ein-Fenster-Modus. Es gibt jedoch einen Zwei-Fenster- und sogar einen Vier-Fenster-Betrieb. Darüber hinaus sind einige Goodies eingearbeitet, die das Ausprobieren der portablen Applikation lohnenswert machen. Anhand der folgenden Praxis-Tipps wägen Sie ab, ob die Features für Sie einen Mehrwert darstellen und den Download rechtfertigen.
Tablacus Explorer herunterladen
Download

Tablacus Explorer: Anleitung und Features

Unscheinbar und ein kleiner Feature-Kraftprotz: der Tablacus Explorer. Die Oberfläche ist ohne Konfigurationsmodifikationen schlank, ebenso fällt die Dateigröße leichtgewichtig aus.
Downloaden, ZIP-Archiv entpacken, starten, los – so das Prinzip der Inbetriebnahme der Software. Beachten Sie, dass die extrahierten Starter-Dateien "TE32.exe" und "TE64.exe" (32-Bit-/64-Bit-Version) mit ihrem einkompilierten Icon an einen normalen Windows-Explorer-Ordner erinnern. Achten Sie vor allem auf die Dateinamen, um die EXE-Files zu identifizieren. Rufen Sie am besten die 64-Bit-Variante "TE64.exe" per Doppelklick auf, wobei unter Windows 64 Bit aber auch das 32-Bit-EXE-Pendant läuft.
Der Tablacus Explorer spielt in seiner im Standard aktiven Ein-Fenster-Ansicht nicht sein maximales Können aus. Bessern Sie nach, indem Sie oben in der Menüleiste den unscheinbaren Menüpunkt "Tools > Lade Layout" ansteuern. Es poppt ein Öffnen-Dialog auf, in dem Sie diverse XML-Dateien finden. Per Doppelklick etwa auf "v2tabs.xml" aktivieren Sie einen Zwei-Fenster-Stil, wobei die beiden Software-Teilbereiche nebeneinander angeordnet sind.
Mit "tree_1tab.xml" erreichen Sie eine Ein-Fenster-Ansicht bei im linken Fensterteil zugeschaltetem Navigationsbaum, in dem Sie Ihr Dateisystem durchstöbern. Bei "tree_2tabs.xml" profitieren Sie von zwei untereinander platzierten Fensterteilen, wobei bei jedem von ihnen links ein eigener Navigationsbaum hinzukommt. Die Klickfolge "Tools > Lade Layout > 4tabs.xml" gewährt Ihnen vier parallel angezeigte Ordner-/Laufwerksinhalte. Mit derlei wartet das SoftwareOK-Tool "Q-Dir" werkseitig auf. Das Umschalten des Fenster-Layouts erfolgt hier ohne XML-File-Ansteuerungen wie beim Tablacus Explorer, der Prozess gestaltet sich somit einen Hauch komfortabler.
Es ist nicht erforderlich, ein bestimmtes Layout zu aktivieren, um links einen Navigationsbaum zuzuschalten. Klicken Sie zum Ergänzen so eines Elements einfach im oberen Oberflächenbereich auf das Ordner-ähnliche Symbol.
Der hier besprochene Dateimanager bringt in einem Ordner "layout" diverse XML-Dateien mit, mittels derer Sie die Darstellung der Software und somit ihre Handhabung anpassen.
Letzteres befindet sich rechts neben den Navigationspfeilen (das anzuklickende Zeichen ist davon ausgehend das zweite; es ist rechts neben dem Ebenen-aufwärts-Pfeil angesiedelt). Haben Sie einen Quad-Explorer mit vier Teilen aktiviert, fehlt von der erwähnten Navigationsleiste für Dateisystem-Sprünge jede Spur. Sie bessern nach, indem Sie nacheinander jeden einzelnen Ihrer vier Fensterteile anklicken. Sodann betätigen Sie oben in der Symbolleiste jeweils das Icon zum Zuschalten der vermissten Leiste.

Tablacus Explorer: Besser navigieren mit diesen Tipps

Im einzigen gerade aktiven Fensterbereich (oder im gewünschten Part mehrerer angezeigter Teile) ändern Sie die Symboldarstellung. Ähnlich wie beim Windows Explorer gelingt Ihnen das auf zwei Weisen: Entweder Sie klicken mit der rechten Maustaste auf einen freien weißen Bereich und wählen "Ansicht". Sodann entscheiden Sie sich für eine der Optionen wie "Liste", "Details" oder "Kacheln". Oder Sie halten in der Manier von Windows Vista und höher die Strg-Taste gedrückt, während Sie am Mausrad scrollen.
Wollen Sie eine Ebene höher in den nächstgelegenen Dateisystem-Ordner wechseln, steht Ihnen die Löschen-Taste zur Seite. Alternativ betätigen Sie den von vielen Explorer-alternativen Dateimanagern geläufigen Hotkey Alt-Aufwärtspfeil. In der Adressleiste sehen Sie nun, dass der Ordnerpfad ein anderer ist. Haben Sie mehrere Fensterbereiche freigeschaltet, bleibt es übrigens bei nur einer Adressleiste. Per Mausklick in einen der Tablacus-Abschnitte setzen Sie diesen aktiv. Daraufhin passt sich der NTFS-Pfad in der Adressbar an.
Auf Wunsch tippen Sie händisch einen Ordnerpfad in die Adressleiste ein. Dabei gibt es sogar eine Autovervollständigung, das dafür benötigte Back-Slash-Zeichen tippen Sie aber nicht mit AltGr-ß ein. Mit Umschalt-7 gelingt es wiederum, ein normales Slash einzufügen, wobei das Autocomplete-Feature allerdings ausbleibt. Mit der Eingabetaste lassen Sie den Dateimanager zum von Ihnen per Tastatur angegebenen Ort springen.
FreeCommander XE 2019: Gut integriertes Zweitfenster-Tool
Dateien managen: 20 Explorer-Alternativen

Mausgesten in einem Dateimanager (!) und mehr

Bei Webbrowsern sind Mausgesten nicht die Regel. Ausnahmen bilden Opera, Cent Browser und Vivaldi. Bei Mozilla Firefox und Google Chrome dagegen gilt es diese Bedienhilfe mit Add-ons nachzurüsten. Der Tablacus Explorer bietet Entsprechendes von Haus aus: Um einen Ordner zurückzugehen, malen Sie bei gedrückter rechter Maustaste eine Linie nach links. Sie ist im Unterschied zu einigen Browserlösungen nicht fiktiv, sondern tatsächlich sichtbar. Eine Strichgeste nach rechts wiederum geleitet Sie in der Filesystem-Hierarchie in die entgegengesetzte Richtung. Eine Ebene höher wechseln? Kein Ding, wenn Sie die Geste "bei gedrückter rechter Maustaste den Bildschirmcursor nach oben ziehen" in Ihrem Hirn verankert haben.
Mit Strg-T öffnen Sie im gerade aktiven Fensterbereich einen neuen Tab. Das funktioniert alternativ per Mausklick auf ein "+"-Symbol, das sich rechts neben dem hintersten Tab befindet. Es handelt sich jeweils beim Dateisystem-Ort des neu geladenen Registers um jenes Verzeichnis, aus dem heraus Sie das Anlegen des neuen Tabs initiiert haben. Es ist somit quasi nun ein Klon. Möchten Sie einen Tab eröffnen, der einen bestimmten anderen Ordner enthält, realisieren Sie dies durch das Anklicken des gewünschten Verzeichnisses mit dem Mausrad. Mit [Strg]+[Zahl] wechseln Sie zu Ihrem Wunschregister, die gerade im Fokus befindliche Karteikarte schließen Sie mit Strg-W.
Wollen Sie einen Tab nicht erst in den Fokus rücken, um ihn loszuwerden, vollführen Sie zum Terminieren einen Mausrad-Klick (mittlere Maustaste) darauf. Mit Strg-Umschalt-T stellen Sie einen gerade losgewordenen Tab wieder her. Praktisch ist die Bedienaktion Doppelklick: Damit platzieren Sie ein Stecknadelsymbol auf dem betreffenden Register.
Etwas Ähnliches kennen Sie womöglich von den Jumplists alias Sprunglisten, die es seit Windows 7 gibt. Auch bei solchen Kontextmenü-Einträgen lässt sich bis einschließlich Windows 11 ein Schutz etablieren. Während er sich bei den Windows-Sprunglisten so auswirkt, dass entsprechende Einträge dauerhaft angepinnt sind und nicht verloren gehen, bewahren Sie im Tablacus Explorer damit Ihre Register vor versehentlichem Schließen mittels Mausrad-Klick; auch Strg-W schlägt bei denen im Anschluss nicht mehr an.
Desktop-Symbole einblenden
Windows 10: Grundlagen-Tipps für Einsteiger

Praktische Kopierbefehle (ohne Registry-Hacks) und Filterfeld

Klicken Sie eine Datei oder einen Ordner an und wählen oben "Bearbeiten", finden Sie dort in einer Funktionsliste die Einträge "In Ordner kopieren" und "In Ordner verschieben". Nach einem Klick darauf öffnet sich jeweils ein Dialog, in dem Sie komfortabel mit der Maus angeben, in welchem Verzeichnis Sie eine Kopie bei beibehaltenem Datei-/Ordneroriginal wünschen (Kopieren) respektive wohin Sie verschieben möchten, wobei das gewählte Objekt am Ursprungsort am Ende gelöscht wird. Der Windows Explorer bietet diese Funktion auch, jedoch erst nach einem Registry-Hack.
Wie Sie diesen ausführen, ist Gegenstand eines Ratgebers: "Dateien schneller kopieren: Mit Registry-Hack, MFT und dem Tool TeraCopy". Kurz gesagt, öffnen Sie den Registry-Editor mit Win-R und regedit und navigieren zum folgenden Schlüsselpfad in der Registrierungs-Datenbank:
HKEY_CLASSES_ROOT\AllFilesystemObjects\shellex\ContextMenuHandlers
Dort fügen Sie für einen Kontextbefehl "In Ordner kopieren" im Rechtsklick-Menü Ihrer Dateien und Ordner den folgenden Registry-Schlüssel (Unterschlüssel, Subkey) ohne weiteren Inhalt hinzu:
{C2FBB630-2971-11D1-A18C-00C04FD75D13}
Eine "In Ordner verschieben"-Option bekommen Sie wie folgt hin (ein zusätzlicher so benannter Schlüssel ist innerhalb von ContextMenuHandlers, diesen Eintrag gegebenenfalls zunächst markieren, anzulegen):
{C2FBB631-2971-11D1-A18C-00C04FD75D13}
Tablacus Explorer bindet die genannten Kommandos nicht in seine Kontextmenüs ein, sondern macht sie "nur" in der Menüleiste verfügbar. Eine doppelte Einbindung würde eine ganze Ecke mehr Komfort bringen. Wenden Sie die zwei beschriebenen Registry-Hacks an, schlägt sich das außer auf den OS-Explorer aber auch auf Tablacus und dessen Datei-/Ordner-Kontextmenüs durch.
Spaltenknöpfe zum Sortieren
Neuland? Übersehene Windows-Funktionen
Praktisch ist beim externen Filemanager das Filterfeld oben rechts: Per Tastatureingabe dort grenzen Sie die Anzeige der dargestellten Dateien ein. Dies erfolgt auf Basis einer Filterung anhand von Dateinamen. Eine Tastenkombination, die Windows 7 einführte und die bis einschließlich Windows 11 funktioniert, nützt Ihnen auch beim Tablacus Explorer: Strg-Umschalt-N zum schnellen Anlegen eines neuen Ordners.

Fazit: Tablacus Explorer im Test und Alternativen

Der Tablacus Explorer gefällt mit Mausgesten und bis zu vier Fenster-Teilbereichen. Die Menüleiste erinnert an die von Windows XPs Explorer; dieser brachte letztmalig so ein klassisches Element mit. Spätestens seit Windows 8 ist es unmöglich, es mithilfe der Alt-Taste im Bordmittel einzublenden. Mit Wohlwollen als neumodisch lässt sich die Tablacus-Adressleiste ansehen, die im Stil von Windows Vista bis einschließlich Windows 11 in einer Breadcrumbs-Ansicht daherkommt. Das Verschieben und Kopieren von Dateien mithilfe dafür eigens in der Menüleiste vorgesehenen Befehlen, die sonst in Windows Registry-Hacks nötig machen, ist ein Mehrwert.
Kleinere Wermutstropfen sind, dass sich Backslashes nicht per üblichem Hotkey AltGr-ß in die Adressbar eingeben lassen und – Meckern auf hohem Niveau – dass gewisse andere Dateimanager umfangreicher sind. Q-Dir rangiert in puncto Schlankheit und Portabilität mit Tablacus Explorer auf einem Niveau. Das krasse Gegenteil bildet die Alternative Total Commander Ultima Prime mit einer Heerschaar an portablen Zusatzprogrammen, die den Funktionsumfang in himmelhohe Sphären treiben (darin mag man sogar Bloatware sehen).