Windows-Reparatur-Tool mit Windows PE
Windows-Reparatur-Stick: So bauen Sie Ihr eigenes Windows-10-/-11-Rettungmedium
Es ist beruhigend, für den Fehlerfall ein schlankes Notfall-Windows auf einem Stick parat zu haben. Mit etwas Bastellaune, Zeit und Speicherplatz kommen Sie da kostenlos ran.
Foto: Microsoft, ©istock.com/TPopova
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Bootet Windows nicht mehr, ist eine Systemstartreparatur angesagt – die nicht immer funktioniert. Mit einigen Schritten und Minuten Zeitinvestition legen Sie für Notfälle einen besseren UEFI-Boot-tauglichen Windows-PE-Rescue-Stick an.
Wenn Sie meinen, am PC geht nichts mehr, kommt nach dem Booten eines USB-Notfall-Windows eine Rettungstruppe her: Die Umgebung basiert auf Windows PE und ist somit in der Handhabung vertraut. Mit der Troubleshooting-Lösung fertigen Sie unter anderem Datensicherungen an, setzen vergessene Windows-Kennwörter zurück, partitionieren, defragmentieren und surfen im Web. Den Vorteil der bekannten Bedienerführung haben Sie bei auf Linux aufsetzenden Rettungsscheiben nicht, etwa dem Avira Rescue System (Ubuntu-Basis) oder der COMPUTER BILD Notfall-DVD.
Der Vorteil der Linux-Lösungen wiederum ist, dass sie schlüsselfertig vorliegen. Das Brennen der ISO-Datei auf DVD oder das Übertragen des Images auf einen USB-Stick genügt. So ein Notfall-Windows will hingegen erst einmal erstellt werden: Das ist aus lizenzrechtlichen Gründen so – Download-Portale würden sich Ärger einhandeln, böten sie derlei ISO-Abbilder zum Saugen an. Dieser Artikel nennt Ihnen die Vorzüge eines solchen Mini-Windows für PC-Härtefälle und schildert den Zusammenbau. Der ist zwar mit Aufwand verbunden, wer aber in Bastellaune ist, mag dem sogar etwas abgewinnen.
Unter anderem nutzen Sie Ihren PC damit selbst bei Problemen mit grundlegenden Anwendungen weiter – so, als wäre er noch intakt. Daneben dürfte Backup das wohl wichtigste Einsatzfeld sein: Dabei speichern Sie bei nicht mehr bootfähigem installiertem Windows wichtige Dateien auf Ihrem Notfall-Stick (der auch den Bootloader des Mini-Windows enthält). Beeindruckend ist, dass sogar Defrags (!) von diesem Live-System aus möglich sind. Diese sind im Übrigen nur bei Festplatten sinnvoll.
Diese drei Downloads brauchen Sie für das Projekt:
Vorteile eines Mini-Windows
Ein Notfall-Mini-Windows sollten Sie nicht erst erstellen, wenn es sprichwörtlich brennt, sondern schon zuvor. Dann bunkern Sie den damit bespielten USB-Stick in einer Schublade und hoffen, ihn niemals zu benötigen. Ein solches Mini-System auf Windows-PE-Basis (Preinstallation Environment) hat vor allem Bedienvorteile: Wer sich an Windows gewöhnt hat, möchte ein ramponiertes System wohl lieber in einer Windows- als in einer Linux-Bootumgebung geradebiegen. Technisch mag es leichte Vorteile geben: So sind Reparaturen am Betriebssystem mit dessen (gebooteten) Bordmitteln vielleicht eher erfolgreich als solche mit den Tools eines Linux-Live-Systems. Wir haben den folgenden Workshop unter Windows 11 22H2 64 Bit recherchiert. Dieses System war installiert und verarbeitete Windows-10-ISO-Setup-Dateien.
Je moderner der PC ist, desto schneller ist der Bau einer Notfall-ISO-Datei abgeschlossen. Am besten setzen Sie eine SSD ein, die Gigabyte-weise übertragenen Daten flitzen hier schneller als bei einer Festplatte zum Ziel. Auch eine flotte CPU ist hilfreich. Das fertige ISO übertragen Sie am Ende mit Rufus bootfähig auf einen ausreichend großen USB-Stick. Das Booten von ihm funktionierte in unseren Tests an UEFI-Mainboard-Geräten mit Windows 8.1, Windows 10 und Windows 11.
Windows PE (WinPE) vs. Windows RE (WinRE)
Windows PE ist nicht mit Windows RE (Recovery Environment) zu verwechseln: PE bezeichnet Preinstallation Environment, also Vor-Installations-Umgebung. Das ist etwa für PC-Hersteller (OEMs) und Administratoren interessant, die Windows automatisiert auf Geräten aufspielen möchten. Windows RE steht hingegen für Windows Recovery Environment und ist eine Notfallumgebung: Bootet das System nicht mehr, setzen Sie es darüber instand.
Es stehen hier Bordmittel wie die Eingabeaufforderung bereit, ebenso gibt es eine Systemstartreparatur. Sie beerbt die Windows-XP-Reparaturinstallation. Technisch basiert WinRE auf WinPE:
"Windows-Wiederherstellungsumgebung (Windows RE) ist eine Wiederherstellungsumgebung zum Beheben allgemeiner Probleme mit Betriebssystemen, die nicht gestartet werden können. WinRE basiert auf der Windows-Vorinstallationsumgebung (Windows Preinstallation Environment, Windows PE) und kann mit zusätzlichen Treibern, Sprachen, optionalen Windows PE-Komponenten und anderen Tools zur Problembehandlung und Diagnose angepasst werden. Standardmäßig ist WinRE in Windows 10 und Windows 11 für Desktopeditionen (Home, Pro, Enterprise und Education) und Installationen von Windows Server 2016 oder höher vorab geladen."
WinRE gibt es nicht erst seit Windows 10/11, auch die Vorgängersysteme beherbergten es: sowohl im ISO/DVD-Setup-Medium als auch auf der Festplatte/SSD installiert. Seit Windows 7 liefert Microsoft WinRE mit dem Betriebssystem aus: Drücken Sie beim PC-Start die F8-Taste, finden Sie in einem Menü neben dem abgesicherten Modus auch "Computer reparieren". Bei Windows Vista fehlt dieser Punkt im F8-Menü. Wer Windows Vista reparieren wollte, musste von einer Vista-DVD booten und die Schaltflächen "Weiter > Computerreparaturoptionen" wählen.
Die Funktionen sind hier bei Windows Vista/7 identisch (abgesehen von teils unterschiedlichen Namen) und umfassen Systemstartreparatur, Systemwiederherstellung, Systemabbild-Wiederherstellung, Windows-Speicherdiagnose und Eingabeaufforderung. Mit Windows 8 hat Microsoft das Betriebssystem für die F8-Taste unzugänglich gemacht, das Menü optisch aber überarbeitet. Die Schaltflächen sind nun größer und Touchscreen-freundlicher.
Notfall-Windows erstellen: Win10PE-SE-Anleitung
Es sind drei Zutaten nötig, um ein Notfall-Windows für den USB-Stick zu erstellen: Win10PE SE, eine Windows-10-Installationsdatei und Rufus. Laden Sie diese Inhalte zunächst herunter; Download-Links finden sich auch am Anfang dieses Artikels. Dabei verweisen wir bei der Windows-10-Datei auf den Windows ISO Downloader, der als Downloader fungiert und ein ISO-Image auf die Platte lädt. Den Download könnten Sie zwar auch mit dem Media Creation Tool für Windows 10 (MCT) tätigen, doch das ist nur die zweite Wahl. Haben Sie bereits ein Windows-ISO vorliegen (mit dem MCT geladen), verwenden Sie auch diese Datei – bei einem weiteren anfallenden Schritt (ESD zu WIM umwandeln; hierzu oben in der Fotostrecke mehr). Kurzum: Eigentlich ist es egal, wie Sie ein Windows-10-ISO laden, im konkreten Fall sind aber ISO-Downloader-ISOs technisch besser. Da sich die Usability von Win10PE SE nicht sofort erschließt, halten Sie sich genau an die obige Anleitung.
Multiple Laufwerke im RAM-Windows
Das gebootete Win10PE-SE-System bindet sich zweimal in den Explorer ein: in Form eines RAM-Disk-Laufwerks und als regulärer USB-Stick-Eintrag. Dateien, die Sie von einem ramponierten Windows sichern möchten, übertragen Sie auf den USB-Stick. Es ist unerheblich, ob Sie dabei den Windows Explorer oder etwa das in Windows PE integrierbare Q-Dir benutzen.
Windows-Passwort löschen oder ändern
Ein Tipp zum Zurücksetzen des Windows-Kennworts: Auf einem unserer Testsysteme waren in einer Multi-Boot-Umgebung Windows 7 Ultimate, Windows 8.1 Pro und Windows 10 Home installiert. Das Kennwort der Windows-10-Installation gilt es zu entfernen.
Hierfür rufen wir – im Falle unserer Reaktionsrecherche – "Start > Alle Programme > Security > NTPWEdit" auf. Das Programm möchte den Pfad zu einer SAM-Datei des betreffenden Windows-Kontos mitgeteilt bekommen. Er ist bereits eingetragen, gehörte jedoch nicht zum SAM-File auf der Windows-10-Partition. Das erkennen wir nach einem Klick auf "Open". Denn danach listet NTPWEdit die vorhandenen Benutzerkonten, es fehlt neben dem Konto "teddy" (das bei Windows 7/8/10 existiert) das Konto eines Zweitbenutzers, das wir nur unter Windows 10 angelegt hatten. Daher ersetzen wir im vorab vorhandenen Pfad C:\Windows\System32\config\SAM das C durch ein E – und voilà: Nach Anklicken von "Open" erscheint die korrekte Kollektion an Benutzern.
Die Erklärung ist, dass bei von extern gebooteten Windows-Systemen die C-Partition mitunter einen anderen Laufwerksbuchstaben verpasst bekommt; das gilt aber nur zur Laufzeit so eines Live-Systems. Zu den aufgeführten Konten gehören neben "teddy" (dessen Passwort verschwinden soll) unter anderem Administrator, DefaultAccount, Gast und _ashbackup_ (Letzteres ist dem Programm Ashampoo Backup zugehörig, das unter Windows 10 vor langer Zeit zum Einsatz kam). Nach einem Klick auf das Konto "teddy" geht es mit dem Button "Change password" weiter.
Es poppt ein neuer Dialog auf: Darin ist zweimal untereinander das gewünschte neue Kennwort einzugeben. Zum Bestätigen dient "OK > Save changes > Exit". Nun lässt sich nach einem Neustart das Systemkonto mit der jüngst vergebenen Codephrase in Betrieb nehmen oder sogar ganz ohne (wenn man in NTPWEdit die beiden Passwortfelder leer gelassen hat).
Win10PE-SE-Alternativen: Aomei PE Builder und Active Boot Disk
Eine mögliche Alternative zu Win10PE SE ist der Aomei PE Builder. Es gibt so gut wie keine Konfigurationsoptionen, daher ist die Bedienung eingängig. In unseren Tests kam es nicht immer, aber in einigen Fällen vor, dass sich das System nicht hochfahren ließ und es den PC in einen Bluescreen schlittern ließ. In dem Punkt reibungsärmer verhält sich die COMPUTER BILD-Notfall-DVD, die aktuell nicht mehr weiterentwickelt wird. Bevorzugen Sie einen Notfall-Stick auf Windows-Basis, übertragen Sie ferner einfach ein Windows-10-ISO mit Rufus auf einen USB-Stick: Damit installieren Sie nicht nur Windows neu, sondern behandeln nach einem Klick auf "Computerreparaturoptionen" außerdem Probleme etwa im Kontext des Bootvorgangs. Auch ein Windows-11-ISO-Stick bietet sich an. Und Sie setzen mit Klimmzügen über die Kommandozeile und den Registry-Editor sogar ein vergessenes Benutzerkonten-Passwort zurück.
Mit der Active Boot Disk erhalten Sie eine probate Alternative, die moderner als die Aomei-Anwendung ist. Aomeis erzeugte ISO-Images heißen "ampe.iso", während Active-Boot-Disk-Images als "ActiveBootDisk.iso" bezeichnet sind. Es handelt sich bei Active Boot Disk um eine Testversion.
Am besten ist es natürlich, wenn Ihr Windows niemals Probleme macht – und ein Notfall-Stick daher in der Schublade verstaubt. Kostenlose Tools verhelfen Ihnen zu diesem Idealzustand: Empfehlungen haben wir im Artikel "Tools lösen Ihre PC-Probleme – gratis zum Herunterladen" zusammengetragen. Weitere Tipps und Tools versammelt der Ratgeber "Windows stabilisieren: So machen Sie Ihr Betriebssystem zuverlässiger".