Cambridge EVO 150 im Test
Das Design ist immer noch eine kleine Revolution. Doch die Software des Evo 150 wurde seit dem Test des Evo 75 evolutionär verbessert. Zwei Gründe für einen Test.
Pro
- Tolle Raumabbildung, Bedienung und Haptik
- straffer Punch
Contra
Fazit
Audio-Klangurteil: 105 Punkte; Preis/Leistung: überragend; Audio-"Editor's Choice"
Für Petrol-Heads ist der Name Evo fest verbunden mit dem legendären Mitsubishi Lancer Evo. Der Autor hatte das Vergnügen, das ehemalige Europameister-Auto von Ruben Zeltner in einer Rallye-Schule mit Autobahntempo quer über Sandpisten zu jagen – ein unvergessliches Erlebnis. Allerdings darf man bei aller Performance nicht vergessen, dass es sich dabei rein optisch um eine ziemlich hässliche, gepimpte und geflügelte Familienkutsche handelt.
Bei Cambridge Audio hingegen steht Evo nicht nur für eine herausragende Performance und Vielseitigkeit, sondern auch für eine wirklich außergewöhnliche Ästhetik. Im Vergleich zum – mit auswechselbaren Seitenwangen veredeltem – Aluminium-Gehäuse, das außerdem über ein großes Farbdisplay verfügt, sehen die üblichen Amps der großen Mitbewerber aus Übersee ähnlich bieder und plump aus, wie eine Familienkutsche im 80er-Jahre-Retro-Design neben einem modernen Aston Martin aussehen würde.
Kräftig und sparsam
Und damit man bei der nächsten Stromrechnung keine unliebsamen Überraschungen erlebt, verwendet Cambridge Audio einen besonders effizienten Elektroantrieb für die an zwei Paar solide Klemmen angeschlossenen Lautsprecher. Der kommt, ebenso wie die Motoren von Aston Martin, von einem routinierten Zulieferer – in dem Fall vom Schaltverstärker-Spezialisten Hypex.
Die Class-D-Verstärker-Module vom Typ Ncore produzieren zwar laut Labormessung 2 x 132 Watt Sinus. Doch wegen ihrer hohen Effizienz fällt dabei so wenig Hitze an, dass sich der Evo 150 in ein kompaktes und dabei höchst elegantes Gehäuse hüllen kann. Das beherbergt gleich noch einen potenten Netzwerk-Spieler, der auf der modernen StreamMagic-Plattform von Cambridge aufbaut.
Damit kann man Webradio hören, Streamingdienste wie Tidal oder Qobuz nutzen und von einem NAS streamen. Als Server kann man dabei zwischen UPnP und Roon wählen.
Zur Verbindung mit dem Netzwerk stehen LAN und WLAN zur Auswahl. Der Evo 150 unterstützt AirPlay, Chromecast und Bluetooth. Damit lässt er sich extrem flexibel nutzen, während die Verbindung aus großflächigem Farbdisplay und Fernbedienung eine willkommene Alternative zur StreamMagic-App darstellt.
Auch die Bedienung am Gerät hebt sich aus dem Angebot hervor. Auf einer Achse mit dem großen, massiven Lautstärkeknopf sitzt ein geriffelter Ring aus blankem Metall zur Quellenwahl. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch ein haptisches Erlebnis – zumal in Zeiten steriler Touchscreens .
Was dem ganzen Konzept aber die Krone aufsetzt: Statt der üblichen, einfallslosen Rückmeldung rotieren die Lautstärkewerte und Quellenbezeichnungen auf dem von weitem ablesbaren Display wie die Kugeln in der Trommel eines Colts.
Unter den Quellen befindet sich beim Evo 150 auch ein Phono-MM-Eingang. Das unterscheidet ihn neben der Leistung, den zwei Paar Lautsprecher-Klemmen, dem XLR-Analog-Eingang und dem DAC ESS Sabre ES9018K2M vom kleineren Bruder Evo 75 (Test AUDIO 06/21).
Die Leistungsspritze um den Faktor 2 begünstigt natürlich die Flexibilität bei der Lautsprecher-Auswahl. Der Evo 150 machte selbst an der B&W 801 D4 eine gute Figur. Er lieferte an unterschiedlichsten Boxen einen satten Punch, einen konturierten Bass mit sehr gutem Tiefgang.
Außerdem brillierte der Brite durch punktgenaue Ortung und stabile Abbildung. Gerade auch das Raumgefühl einer großen Arena, das er bei Live-Aufnahmen wie David Gilmour „Live At Pompeii“ mit authentischem, impulsivem und fein aufgelöstem Applaus lieferte, unterstreicht die audiophilen Qualitäten des tonal ausgewogenen Amps. Kurzum: Ein Fest für Auge und Ohr.
Fazit
Wenn die Lockdowns etwas für sich hatten, dann die Besinnung auf ein schönes Zuhause. Mit seiner Form trägt der Evo dem Trend Rechnung wie wenige seiner Art. Und weil man beim Cocooning auch wieder genauer hinhört, erfüllt er auch klanglich höchste Ansprüche.
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