Cambridge SX-80 im Test
Offenbar hat sich Cambridge beim Update der SX-Serie die Rolling Stones zum Vorbild genommen. Das Motto der SX-80 könnte „Paint it Black“ lauten. Gelingt ihr auch in Mattschwarz eine Glanzleistung? Das beantwortet unser Test.
Pro
- Sehr gute Fokussierung
- Solostimmen sind recht plastisch und scharf umrissen
- Beeindruckender Tiefgang als auch Präzision und Punch
Contra
Fazit
stereoplay Testurteil: 69 Punkte, Klang: 48 Punkte, Preis/Leistung: überragend; stereoplay "Highlight"
Die SX-Lautsprecher-Serie von Cambridge bekam gerade ein Update in Sachen Farbgebung. Die bewährte Erfolgsreihe der Briten kleidet sich jetzt in Mattschwarz. Die beiden bisherigen Farbvarianten mit Folienfurnier in Schwarz und Walnuss sind damit Geschichte.
Damit dürften die Designer vor allem auf jene Gruppe zielen, die sich auch schon vor den Corona-Lockdowns im Keller verbarrikadiert hat: Die Heimkino-Gemeinde, die Lautsprecher in schlichtem, mattem Schwarz ohne Design-Kapriolen bevorzugt. Damit fallen sie nicht einmal besonders auf, wenn sie nicht hinter akustisch transparenten Stoffen versteckt werden.
Bei den HiFi-affinen Stammlesern von stereoplay zeigt man dagegen schon mal gerne, was man hat. In Hinblick auf Stereo-Anwendungen kann man daher nicht unbedingt von einem Fortschritt sprechen – vielleicht mit Ausnahme junger Wilder, die ihre Sportwagen mattschwarz folieren.
Wie dem auch sei, es gibt natürlich auch weiterhin genug technische Gründe, sich für die SX-Serie zu interessieren. Und einen ganz pragmatischen on top: Ein Paar gediegene Standboxen aus gutem Hause für unter 500 Euro bekommt man schließlich nicht alle Tage. Dafür erhält man bei Cambridge eine solide Basis.
Schon immer legten die Engländer bei der SX-Serie Wert auf solide, resonanzarme Gehäuse. Die geschwärzte SX-80 macht da keine Ausnahme. Das MDF-Gehäuse entstand nach dem Stand der Technik am CAD-System und wurde an entscheidenden Stellen gegen Vibrationen optimiert, um Verfärbungen durch mitschwingende Wände zu minimieren.
Bewährtes Konzept
Die Entwickler legten zudem das Magnetsystem der Tief-Mitteltöner für präzisere Basswiedergabe aus. Die beiden 16,5-cm-Treiber verfügen über behandelte Papiermembranen, weil sich die Konstrukteure davon einen besonders ausgewogenen Frequenzgang versprechen.
Der Kalottenhochtöner vertraut auf einen Seiden-Dome mit 2,5 cm Durchmesser. Eine Schaumstoffbedämpfung hinter der Seidenkalotte soll die rückseitig abgestrahlte Schallenergie für unverfärbte, saubere Hochtonwiedergabe dämpfen.
Was die Gestaltung der Schallwand betrifft, entspricht die Treiberanordnung dem nach seinem Erfinder benannten D‘Appolito-Prinzip. Und es handelt sich entsprechend der reinen Lehre bei der SX-80 tatsächlich um eine 2-Wege-Box mit zwei gleichgeschalteten Tief-Mitteltönern.
Der grundlegende Vorteil eines echten D‘Appolito-Lautsprechers ist eine Bündelung auf der Vertikalebene, die zur Verringerung von Boden- und Deckenreflexionen und so zu einem präziseren Klangbild führt. Was die Detailausführung der Standbox betrifft, bietet das Anschlussfeld solide Kunststoffklemmen mit vergoldeten Kontakten für Single-Wiring.
Die Frontbespannung besteht aus schwarzem Stoff und verdeckt nur die obere Hälfte der Schallwand. Das verleiht den gut 1m hohen Boxen einen klassischen, britischen Monitor-Look.
Macht schwer auf Monitor
Mit Monitoren verbindet man seit jeher äußerste Neutralität und den Verzicht auf jegliche Effekthascherei. Von daher gesehen, trügt der Schein nicht im geringsten. Die beiden Briten gaben sich nüchtern und kontrolliert wie die Queen bei einem offiziellen Empfang. Was man mit Monitoren so wenig wie mit den Royals verbindet, war dagegen ein äußerst zackiges Element, das bei aller Kontrolle für reichlich Leben im Hörraum sorgte.
Dennoch waren es eher die subtileren Details, die das Bild der beiden Briten prägten. So gelang den SX-80 eine sehr gute Fokussierung. Solostimmen standen recht plastisch und scharf umrissen in der Mitte zwischen beiden Lautsprechern. Das Timbre lag dabei eher auf der hellen Seite von Neutral.
Mag die Cambridge-Box auch noch so klassisch aussehen, mit den eher weichen, warmen Abstimmungen traditioneller Insellösungen hat sie etwa so viel gemein wie ein elektrischer Jaguar E-Pace mit einem XKR aus dem letzten Jahrhundert.
Allerdings glitt die Wiedergabe nicht ins Harsche ab, obwohl höhere Pegel in Verbindung mit komplexen Passagen etwas gepresst und angestrengt wirkten. Tadellos, um nicht zu sagen, beeindruckend, meisterten die sehr erschwinglichen Standboxen die tiefen Tonlagen – sowohl was Tiefgang als auch Präzision und Punch betraf.
Die Kesselpauken-Schläge in „Childrens March“ von der stereoplay-CD 11/17 nahmen rabenschwarz und präzise im Hörraum Gestalt an und bildeten das Sahnehäubchen auf einer gemessen am Preis äußerst glanzvollen Performance.
Fazit
Nicht selten setzen günstige Standboxen auf Effekte, die vorwiegend von jungen Pop-Hörern goutiert werden. Nicht so die Cambridge SX-80. Die versucht für unter 500 Euro im audiophilen Sinne so viel richtig zu machen, wie es überhaupt geht.
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