Technics Ottava SC-500 im Test
Die Mini-Anlage Technics Ottava SC-500 soll nicht nur niedlich sein und bei Design-Afficionados punkten: Technics verspricht ausgeklügelte Digital-Audio- und Lautsprecher-Technologie. Mit JENO-Jitterkiller und omnidirektionalen Boxen wollen die Japaner Zeichen setzen. Fortschritt oder ein Schritt zu weit? Das verrät der Test.
Pro
- hochwertiges Finish
- einfache Bedienung
- ausgewogener Klang im ganzen Raum
Contra
- keine Analog-Anschlüsse
Fazit
Audio Klangurteil: 85 Punkte; Preis/Leistung: gut
Aus manchen Blickwinkeln erinnern die Boxen des Ottava-Systems an B&O. Statt langweiliger Holzkisten kommt der spannende Dreiteiler von Technics mit zierlichen Klangquadern, die sich nur in Stoff und Alumnium hüllen. Die umlaufende Bespannung hat mehr als nur optische Gründe: Die 2-Wege-Systeme sind nicht nur Hingucker aus jeder Blickrichtung, sie versprechen auch Rundum-Hörspaß dank der "Emotive Acoustic"-Technologie der wiederbelebten Panasonic-Tochter.
Anschlüsse und Tonformate
Doch nicht nur bei der Wahl des Hörplatzes soll das schicke System maximale Freiheit bieten. Auch bei der Auswahl der Programmquelle winkt die große Freiheit. Außer als CD-Player fungiert das Set auch als Netzwerk-Audio-System oder als externe Soundkarte für den Computer. Und wer drahtlos Musik von seinem Smartphone oder Tablet wiedergeben mag, hat dafür AirPlay via WLAN oder Bluetooth zur Auswahl.
Doch wer mag, kann sein Ottava auch an die Leine legen und via LAN vom DLNA-kompatiblen Medienserver mit Audiodaten-Streams versorgen. FLAC, WAV, AIFF, ALAC bis zu 192 kHz/24 Bit, AAC, MP3, WMA, DSD 2,8 MHz, 5,6 MHz kommen so über CAT-Kabel ans Ziel. Ebenso großzügig gibt sich die Auswahl der Tonformate, die sich über den leicht zugänglichen USB-A-Anschluss auf der flachen Aluminium-Front wiedergeben lässt.
Abstriche in der Formatvielfalt gilt es bei der Verwendung der USB-B-Buchse zum Anschluss von Computern zu machen. Hier verarbeitet Ottava nur LPCM-Ton bis zu 32 Bit und 192 kHz Auflösung sowie DSD mit 2,8 und 5,6 MHz. Wer es konservativer mag, findet ein zugriffsschnelles CD-Laufwerk mit transparentem Toplader-Deckel vor; die integrierte Beleuchtung sorgt hier für eine gewisse SL-1210-Nostalgie.
Bedienung
Die älteren Fans werden auch die große, griffige und übersichtliche Fernbedienung zu schätzen wissen, obgleich das Ottava dem allgemeinen Trend folgend über eine kostenlose App gesteuert werden kann ("Technics Music", iOS und Android). Als dritte Möglichkeit kann der Benutzer häufig benötigte Funktionen auf dem Touch-Bereich des Displays abrufen. Zudem sitzen auf der Front solide Lautstärketasten aus Metall.
Früher stand Technics für hohe Kompetenz in Sachen D/A-Wandlung. Als andere Firmen Ende der 80er-Jahre noch mit Multibit-Konvertern arbeiteten, die prinzipbedingt sehr anfällig für Verzerrungen im Nulldurchgang des Audiosignals waren, setzten die Japaner bereits auf die heute übliche Sigma-Delta-Wandlung. Schon die MASH-Wandler (Multi Stage Noise Shaping) vertrauten auf die Pulsweitenmodulation (PWM).
Mit der sogenannten JENO Engine (Jitter-Elimination und Noise Shaping Optimisation), die im aufwendigen Abtastraten-Konverter auf eine besonders präzise Taktung setzt, spielt Technics diese langjährige Erfahrung aus, um die Daten von Jitter-bedingten Verzerrungen zu befreien und möglichst perfekt via PWM-D/A-Wandler in Musik umzusetzen.
Lautsprecher SC-C501
Dem letzten Glied in der Kette schenkten die Entwickler dabei ebenfalls große Beachtung. Die Lautsprecher SC-C501 setzen auf 360-Grad-Klang. Ein Unterfangen, an dem sich bereits Generationen von Ingenieuren und Tüftlern mit wechselndem Erfolg versucht haben.
Technics bedient sich eines 2-Wege-Systems mit rundum angeordneten 1,9-cm-Hochtönern. Die übereinander liegend Rücken an Rücken angeordneten 16-cm-Tief-Mitteltöner sollen sich durch entgegengesetzte Membranbewegungen der Vibrationen befreien und pusten in einen spiralförmigen WaveGuide. Die Mitten werden über Reflektoren abgestrahlt.
Hörtest
Diese kühne Konstruktion sorgte für einen sehr räumlichen Klang, der je nach Sitzplatz beziehungsweise Standpunkt des Betrachters an einen Konzertsaal oder eine Waschküche erinnerte. Dabei waren die Töne weitgehend frei von Verzerrungen und auch tonal prinzipiell im Rahmen. Jedoch wirkte die Abbildung für viele Geschmäcker zu diffus, manchmal sogar übertrieben verhallt und unübersichtlich.
Wer auf ultimative Neutralität und Präzision steht, den wird die Darbietung des Ottava-Systems nicht sonderlich begeistern - trotz ihrer für die geringen Boxenabmessungen in normalen Wohnräumen ausreichend satten Basswiedergabe. Das Ottava spielt seine Stärken da aus, wo ein Soundtrack als gepflegte Untermalung zum täglichen Leben gefordert ist. Wird Musik von der Neben- zur Hauptsache, verlangt die neue Technics-Technik einige Kompromisse.
Fazit
Die ominösen omnidirektionalen Lautsprecher waren in der Redaktion nicht unumstritten. Doch die Klangperformance wird dem üblichen Einsatzzweck solcher Systeme, die der Hintergrundbeschallung oder als Zweitanlage dienen, durchaus gerecht. Also überall, wo man sich eh nicht andächtig ins Stereodreieck setzt, um dem dritten Geiger von links beim Umblättern des Notenblatts zuzuhören. In solchen Fällen zählt mehr das gesamte Konzept. Und das ist mit CD, Streaming, WLAN, Bluetooth und App plus Fernbedienung gut gelungen.
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