Cambridge CXN100 im Test - Vielseitiges Klangtalent
Engländer pflegen alte HiFi-Traditionen und streben nach bestem Klang, nicht Komfort. So das Klischee. Der Cambridge CXN100 ist anders: Vollgepackt mit Streaming und App-Steuerung, klingt er auch noch dynamisch und mitreißend.
Pro
- Ausgewogener, nuancenreicher Klang
- Als Vorverstärker nutzbar
- Ausgereifte, nutzerfreundliche App
- Airplay 2 und Chromecast
Contra
- Kein Touchscreen
Fazit
Connect Preis-Leistungs-Urteil: Überragend | Der Cambridge Audio CXN100 ist ein Streaming-Multitalent mit eingebautem Digital-Vorverstärker, famoser App und exzellentem Klang.
Mit britischem HiFi und der modernen Welt ist das so eine Sache. Wer mit reduzierten Anschlussmöglichkeiten, getrennten Einheiten für Laufwerk und Wandler oder auf das Klang-Wesentliche beschränkten Streamingkomponenten aufgewachsen ist, könnte den Engländern eine gewisse Ignoranz gegenüber modernem Musikgenuss unterstellen.
Wozu Airplay, Bluetooth, Chromecast und die Protokolle diverser Streamingdienste einbauen, wenn es nicht dem Klang dient? Von App-Steuerung und Lautstärkeregelung im Netzwerkstreamer gar nicht zu reden.
Insofern könnte man den neuen Cambridge Audio CXN100 für einen Bruch mit der britischen HiFi-Tradition halten. Er beherrscht nicht nur alles an Zuspielmöglichkeiten, was die moderne digitale Welt so bereithalten mag. Er hat sogar eine famose App, diverse kabelgebundene Eingänge und einen vollwertigen digitalen Vorverstärker eingebaut. Wie verträgt sich das mit dem Anspruch, klassisches britisches HiFi zu bauen?
Zumindest vom audiophilen Standpunkt her ziemlich gut. Der 1050 Euro teure digitale Tausendsassa folgt dem Cambridge Audio CXN V2 nach, und schon der hatte keinen Grund zu Klagen über kompromissbehaftetes Streaming gegeben.
Welche Technik steckt im Cambridge CXN100?
Im neuen CXN100 ist ein D/A-Wandler der Extraklasse verbaut, der ESS Sabre32 ES9028Q2M Reference. Damit sind Auflösungen bis zu PCM mit 768 kHz Samplingfrequenz, 32 Bit Wortbreite oder auch DSD mit 512-facher Grund-Samplingfrequenz möglich. Letzteres entspricht immerhin der achtfachen Auflösung gegenüber der SACD und ihrem „Standard“-DSD. Damit auf dem weiteren analogen Weg nichts verloren geht, stehen vollsymmetrisch beschaltete XLR-Ausgänge bereit. Klassisches Cinch gibt es natürlich obendrein.
Ein besonderes Augenmerk legten die Entwickler auf Taktung, Phasenverhalten und Dynamik in der Wandlerstufe des CXN100. Die im Wandlerchip genutzten Tiefpassfilter sind so weit optimiert, dass keine weiteren Bauteile mehr im Signalweg dahinter notwendig sind, um hochfrequente Frequenzanteile abzuschneiden. Entsprechend werden der neuen Wandler-Verstärkerstufe mehr Dynamik und mehr Auflösung zugesprochen.
Beides soll auch erhalten bleiben, wenn die ganze Einheit in den Vorverstärkerbetrieb versetzt wird. Eine Pegelabsenkung im Streamer lässt die Nackenhaare puristischer Highender in die Senkrechte schnellen, befürchten sie doch – bei einfachen Schaltungen zu recht – einen Auflösungs- und Dynamikverlust durch das Abschneiden einzelner Bits.
Wie vermeidet der Cambridge CXN100 Auflösungsverlust?
Genau das wird beim CXN100 vermieden. Dreht man am großen Lautstärkeknopf, senkt die Oversamplingsektion des DAC-Chips den Pegel ab, ohne das eigentliche digitale Signal zu beschneiden. Das geschieht laut der Entwicklung mittels eines „Soft Ramping“-Algorithmus ohne Artefakte und lässt eine nachgeschaltete Pegelregelung überflüssig werden.
Der CXN100 liefert also im Netzwerkplayerbetrieb mit fixem Pegel exakt dasselbe Signal wie im Vorverstärkermodus. So kann der zukünftige User selbst entscheiden, ob er ihn als Quelle an einen Verstärker anschließt oder direkt Aktivboxen respektive Endstufen mit ihm ansteuert.
Welche Quellen können mit dem Cambridge CXN100 verbunden werden?
Dass sich der CXN100 überhaupt als Steuerzentrale einer solch minimalistischen digitalen Kette anbietet, hat auch mit seinem reichhaltigen Angebot an Zuspielmöglichkeiten zu tun. Er fungiert als Multiformat-Streamer oder Bluetooth-Empfänger ebenso wie als D/A-Wandler. Via S/PDIF, optischem Toslink oder USB-B kann man Signale zuspielen, etwa von einem CD-Laufwerk oder Computer.
Wer bei solchen Aufbauten schon einmal mit Brummproblemen zu kämpfen hatte, wird die beiden „Ground Lift“-Schalter des CXN zu schätzen wissen: Sie unterbrechen die Erdverbindung wahlweise zum Computer/Netzwerk beziehungsweise zu den analogen HiFi-Geräten und unterbinden so zuverlässig Brummschleifen.
Die Verbindung zur Netzwerkwelt hält der Cambridge entweder über WLAN oder über ein klassisches Ethernetkabel. Für erstere Variante muss man eine winzige Antenne hinten montieren.
Übrigens die kleinste, die uns bei einem solchen Gerät je untergekommen ist. Eine zweite Antenne dieser Art hält unabhängig davon die Bluetooth-Verbindung. Das ist vielleicht die audiophilste Weise der Zuspielung, dank eingebauten AAC-Codecs aber zumindest eine klanglich einwandfreie.
Die Welt des Streamings
Schier unübersichtlich wird die Liste der Netzwerkdienste und Protokolle, die der CXN100 beherrscht: Neben den übergreifenden Standards Airplay, Chromecast und UPnP meldet er sich auch bei Roon als Roon Ready sowie bei Qobuz, Tidal, Deezer und Spotify mit dem jeweiligen proprietären Protokoll.
Für Tidal verspricht übrigens ein sehr bald erhältliches Software-Update die volle Unterstützung für die neuen Hires-Streams des Tidal-Max-Abos.
Wer findet, dass das noch nicht genügt, kann einen lokalen Speicher per USB in den CXN100 stecken und direkt davon abspielen. Oder den in die Cambridge-App integrierten Internetradiodienst nutzen, der die weite Welt der Webradios unkompliziert und mit einer effektiven Suchfunktion anzapft.
Das sind deutlich mehr Möglichkeiten, als auf eine Fernbedienung oder einen kleinen Bildschirm passen. Und selbst die Apps der einzelnen Dienste oder Protokolle funktionieren mit dem CXN100 zwar problemlos, rufen aber nach einer ordnenden Hand, sobald man von einer Quelle zur anderen wechseln will.
Wie bedienfreundlich ist der Cambridge CXN 100?
Cambridge Audio setzen deshalb konsequent auf seine eigene App, die den Überblick über alles behält. Wer gerade das Smartphone oder Tablet nicht parat hat, kann jedoch die Basisfunktionen des CXN100 direkt am Gerät steuern: Play, Pause und Titelsprung stehen wie auch die Quellwahl und ein Infobildschirm direkt am Gerät zur Verfügung.
Leider ohne Touchscreen, dafür aber mit klassischem HiFi-Bediengefühl und einem schönen großen Lautstärkeregler, der im Vorverstärkerbetrieb das Display als Ausschnitt einer schön analog gemachten Pegelanzeige von 0 bis 100 umfunktioniert. Ansonsten zeigt der kontrastreiche Farbbildschirm das übliche Streamingfenster mit Cover und Titelinformationen.
Kann der unauffällige Cambridge Audio bei so viel hineingepackter Technik auch im reinen Klangtest glänzen? Er kann! Seine Auflösung, Dynamik und packende Spielweise bei Pink Floyds „Animals“ klangen schon nach einer deutlich höheren Preisklasse.
Tonal blieb er auf der neutralen Seite, ohne irgendwelche Frequenzbereiche zu betonen, und glänzte in unseren Ohren besonders durch seine Kombination aus spritziger Feindynamik und dem Vermeiden jeglicher Lästigkeit. Gerade im direkten Betrieb an Endstufen oder Aktivboxen wuchs er über sich hinaus und servierte selbst kritischere Aufnahmen wie Thomas Dolbys „The Flat Earth“ mit betörender Sauberkeit, aber ohne künstliche Wärme.
Cambidge Audio CXN100: Fazit
Der CXN100 ist eine Komponente, die man nur allzu leicht unterschätzt. Beim Gewichtstest etwas leicht, auf dem Papier ein klassischer Streamer, äußerlich wenig Änderung zum Vorgänger – dass ein Streaming-Multitalent mit eingebautem Digital-Vorverstärker und noch ein Klangtalent darin stecken, übersieht man leicht vor lauter Understatement.
Technische Daten
Vollbild an/ausCambridge Audio CXN100 | |
---|---|
Listenpreis | 1.050 Euro |
Garantiezeit | 2 Jahre |
Maße (B × H × T) | 43 × 8,5 × 30,5 cm |
Gewicht | 3,6 kg |
ANSCHLÜSSE | |
Laufwerk CD/DVD/BD | Nein / Nein / Nein |
USB | Ja |
Analog-Out | Cinch / XLR |
Digital-Out koax/optisch | Ja / Ja |
Netzwerk | LAN, WLAN |
FUNKTIONEN | |
Display / OSD | Ja / Nein |
Schneller Vor-/Rücklauf | Ja |
Bluetooth / AirPlay | Ja / Ja |
Coveranzeige | Ja |
Streamingdienste | Spotify, Qobuz, Tidal, Deezer |
Internetradio | Ja |
Audioformate | ALAC, WAV, FLAC, AIFF, DSD512, WMA, MP3, AAC1 |
maximale Auflösung / Abtastrate | 32 Bit / 768 kHz |
Fernbedienung/App | Nein / Ja |
Gapless | Ja |
benötigter Server | UPnP / Roon |
Besonderheiten | 4,76-Zoll-Hi-Res-Display |
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