Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
Netzwerk-Player

Cambridge CXN100 im Test - Vielseitiges Klangtalent

Engländer pflegen alte HiFi-Traditionen und streben nach bestem Klang, nicht Komfort. So das Klischee. Der Cambridge CXN100 ist anders: Vollgepackt mit Streaming und App-Steuerung, klingt er auch noch dynamisch und mitreißend.

Autor: Stefan Schickedanz • 28.2.2024 • ca. 4:30 Min

Online-Siegel
überragend
Einzeltest
Cambridge AudioCXN100
Netzwerk-Player
Zusätzliche Infos
* Getestet durch Redaktion AUDIO+stereoplay
Februar 2024
CambridgeAudio CX100 Lifestyle
Neben der benutzerfreundlichen App lässt sich der Cambridge CXN100 auch über die Tasten und den Drehregler an der Front bedienen.
© Cambridge Audio

Pro

  • Ausgewogener, nuancenreicher Klang
  • Als Vorverstärker nutzbar
  • Ausgereifte, nutzerfreundliche App
  • Airplay 2 und Chromecast

Contra

  • Kein Touchscreen

Fazit

Connect Preis-Leistungs-Urteil: Überragend | Der Cambridge Audio CXN100 ist ein Streaming-­Multitalent mit einge­bautem Digital-Vorverstärker, famoser App und exzellentem Klang.

Smartphone gesucht? Nutzen Sie unseren Handyvergleich! Hier vergleichen.

Mit britischem HiFi und der ­modernen Welt ist das so eine Sache. Wer mit reduzierten ­Anschlussmöglichkeiten, getrennten Einheiten für Laufwerk und Wandler oder auf das Klang-Wesentliche beschränkten Streamingkomponenten aufgewachsen ist, könnte den Engländern eine gewisse Ignoranz gegenüber modernem Musik­genuss unterstellen.

Wozu Airplay, Bluetooth, Chromecast und die Protokolle diverser Streamingdienste einbauen, wenn es nicht dem Klang dient? Von App-Steuerung und Lautstärkeregelung im Netzwerkstreamer gar nicht zu reden.

Cambridge Audio CXN100 Rückseite
Vielseitig: Neben den symmetrischen Ausgängen fallen ­zahlreiche digitale Ein- und Ausgänge sowie die ­Groundlift-Schalter gegen Brummschleifen positiv auf.
© Cambridge Audio

Insofern könnte man den neuen Cambridge Audio CXN100 für einen Bruch mit der britischen HiFi-Tradition halten. Er beherrscht nicht nur alles an Zu­spielmöglichkeiten, was die moderne ­digitale Welt so bereithalten mag. Er hat sogar eine famose App, diverse kabel­gebundene Eingänge und einen vollwertigen digitalen Vorverstärker eingebaut. Wie verträgt sich das mit dem Anspruch, klassisches britisches HiFi zu bauen?

cambridge stream magic app
Die StreamMagic-App steuert nicht nur Internetradio und Upnp- wie lokales Streaming, sondern dient auch der Kontrolle über die zahlreichen Quellen. Alle Dienste und Eingänge lassen sich manuell an- oder abschalten. Besonders gut gelungen ist die Synchronisation von App und Display am Gerät, wenn eine Play­liste gesendet und zwischen den Quellen umgeschaltet wird.
© WEKA Media Publishing GmbH

Zumindest vom audiophilen Standpunkt her ziemlich gut. Der 1050 Euro teure digitale Tausendsassa folgt dem Cambridge Audio CXN V2 nach, und schon der hatte keinen Grund zu Klagen über kompromissbehaftetes Streaming gegeben.

Audiolab_30694_Omnia-silver-1-

Welche Technik steckt im Cambridge CXN100?

Im neuen CXN100 ist ein D/A-Wandler der Extraklasse verbaut, der ESS Sabre32 ES9028Q2M ­Reference. Damit sind Auflösungen bis zu PCM mit 768 kHz Samplingfrequenz, 32 Bit Wortbreite oder auch DSD mit 512-facher Grund-Samplingfrequenz möglich. Letzteres entspricht immerhin der achtfachen Auflösung gegenüber der SACD und ihrem „Standard“-DSD. Damit auf dem weiteren analogen Weg nichts verloren geht, stehen vollsymmetrisch beschaltete XLR-Ausgänge bereit. Klassisches Cinch gibt es natürlich obendrein.

Cambridge Audio CXN100 Interior StreamMagic
Herzstück: Die Streaming-Engine namens StreamMagic sitzt in einem gekapselten Gehäuse.
© Cambridge Audio

Ein besonderes Augenmerk legten die Entwickler auf Taktung, Phasenverhalten und Dynamik in der Wandlerstufe des CXN100. Die im Wandlerchip genutzten Tiefpassfilter sind so weit optimiert, dass keine weiteren Bauteile mehr im Signalweg dahinter notwendig sind, um hochfrequente Frequenzanteile abzuschneiden. Entsprechend werden der neuen Wandler-Verstärkerstufe mehr Dynamik und mehr Auflösung zugesprochen.

Beides soll auch erhalten bleiben, wenn die ganze Einheit in den Vorverstärker­betrieb versetzt wird. Eine ­Pegelabsenkung im Streamer lässt die Nackenhaare pu­ristischer Highender in die Senkrechte schnellen, befürchten sie doch – bei einfachen Schaltungen zu recht – einen ­Auflösungs- und Dynamikverlust durch das Abschneiden einzelner Bits.

Cambridge Audio CXN100Interior Details
Aufwendig: Für vollsymmetrische Signale sind viele Bauteile mehrfach vorhanden.
© Cambridge Audio
Rose RS150B im Test
Netzwerk-Streaming-Vorverstärker Rose RS150B im Test: HiFi-Komfort per Touchscreen

Wie vermeidet der Cambridge CXN100 Auflösungsverlust?

Genau das wird beim CXN100 ver­mieden. Dreht man am großen Lautstärke­knopf, senkt die Oversamplingsektion des DAC-Chips den Pegel ab, ohne das eigentliche digitale Signal zu beschneiden. Das geschieht laut der Entwicklung mittels eines „Soft Ramping“-Algorithmus ohne Artefakte und lässt eine nachgeschaltete Pegelregelung überflüssig werden.

Der CXN100 liefert also im Netzwerkplayerbetrieb mit fixem Pegel exakt dasselbe Signal wie im Vorverstärkermodus. So kann der zukünftige User selbst entscheiden, ob er ihn als Quelle an einen Ver­stärker anschließt oder direkt Aktivboxen respektive Endstufen mit ihm ansteuert.

Cambridge Audio CXN100 Innenansicht
Trenn-Kost: Das Netzteil hat eine eigene Platine, Streaming und Analog haben ihre eigenen Bereiche.
© Cambridge Audio

Welche Quellen können mit dem Cambridge CXN100 verbunden werden?

Dass sich der CXN100 überhaupt als Steuerzentrale einer solch minimalistischen digitalen Kette anbietet, hat auch mit seinem reichhaltigen Angebot an Zuspielmöglichkeiten zu tun. Er fungiert als Multiformat-Streamer oder Bluetooth-Empfänger ebenso wie als D/A-Wandler. Via S/PDIF, optischem Toslink oder ­USB-B kann man Signale zuspielen, etwa von einem CD-Laufwerk oder Computer.

Wer bei solchen Aufbauten schon einmal mit Brummproblemen zu kämpfen hatte, wird die beiden „Ground Lift“-Schalter des CXN zu schätzen wissen: Sie unterbrechen die Erdverbindung wahlweise zum Computer/Netzwerk ­beziehungsweise zu den analogen HiFi-Geräten und unterbinden so zuverlässig Brummschleifen.

Die Verbindung zur Netzwerkwelt hält der Cambridge entweder über WLAN oder über ein klassisches Ethernetkabel. Für erstere Variante muss man eine winzige Antenne hinten montieren.

Übrigens die kleinste, die uns bei einem solchen Gerät je untergekommen ist. Eine zweite Antenne dieser Art hält unabhängig davon die Bluetooth-Verbindung. Das ist vielleicht die audiophilste Weise der Zuspielung, dank eingebauten AAC-Codecs aber zumindest eine klanglich einwandfreie.

Cambridge Audio CX Lifestyle CXA81 CXN100 CXC Stacked
Serien-Highlight: Optisch und haptisch passt der CXN100 (Mittleres Gerät) zur CX Serie.
© Cambridge Audio

Die Welt des Streamings

Schier unübersichtlich wird die Liste der Netzwerkdienste und Protokolle, die der CXN100 beherrscht: Neben den übergreifenden Standards Airplay, Chromecast und UPnP meldet er sich auch bei Roon als Roon Ready sowie bei Qobuz, Tidal, Deezer und Spotify mit dem jeweiligen proprietären Protokoll.

Für Tidal verspricht übrigens ein sehr bald erhältliches Software-Update die volle Unterstützung für die neuen Hires-Streams des Tidal-Max-Abos.

Cambridge CXN100 Frequenzgang
Streaming-USB-DAC mit lautstärkesteuer­baren RCA- und XLR-Ausgängen. Frequenzgänge am koaxialen Eingang mit PCM-Ton: linear bis 20 kHz, danach von der Abtastrate abhängiger Abfall, oben 192 kHz, darunter 96 und 44,1 kHz. Maximale Ausgangsspannung 0 dBFS: 2,1/4,2 V (RCA/XLR), 100-stufig einstellbar.
© WEKA Media Publishing GmbH

Wer findet, dass das noch nicht genügt, kann einen lokalen Speicher per USB in den CXN100 stecken und direkt davon abspielen. Oder den in die Cambridge-App integrierten Internetradiodienst ­nutzen, der die weite Welt der Webradios unkompliziert und mit einer effektiven Suchfunktion anzapft.

Das sind deutlich mehr Möglichkeiten, als auf eine Fernbedienung oder einen kleinen Bildschirm passen. Und selbst die Apps der einzelnen Dienste oder Protokolle funktionieren mit dem CXN100 zwar problemlos, rufen aber nach einer ordnenden Hand, sobald man von einer Quelle zur anderen wechseln will.

Cambridge CXN100 Klirrdiagramm
Signalspektrum mit 1 kHz 0 dBFS (ausgefiltert): Auch mit LAN-Kabel perfekt brummfrei, sehr niedriger Störgrund, Oberwellen lei­ser −110 dB. Bewerteter Rauschabstand 120/123 dB (RCA/XLR); Klirr plus Rauschen unbewertet (THD+N) nur 0,0006 %. Stromverbrauch Deep-Standby 0,5 W, Netzwerk-Standby 2–4,6 W, Betrieb 8 W.
© WEKA Media Publishing GmbH

Wie bedienfreundlich ist der Cambridge CXN 100?

Cambridge Audio setzen deshalb konsequent auf seine eigene App, die den Überblick über alles behält. Wer gerade das Smartphone oder Tablet nicht parat hat, kann jedoch die ­Basisfunktionen des CXN100 direkt am Gerät steuern: Play, Pause und Titelsprung stehen wie auch die Quellwahl und ein Infobildschirm direkt am Gerät zur Verfügung.

Cambridge Audio CXN100 front
Was auf den ersten Blick wie ein zeitgemäßer Touchscreen wirkt entpuppt sich als reines Farbdisplay.
© Cambridge Audio

Leider ohne Touchscreen, dafür aber mit klassischem HiFi-Bediengefühl und einem schönen großen Lautstärkeregler, der im Vorverstärkerbetrieb das Display als Ausschnitt einer schön analog gemachten Pegel­anzeige von 0 bis 100 umfunktioniert. Ansonsten zeigt der kontrastreiche Farbbildschirm das übliche Streamingfenster mit Cover und Titelinformationen.

Kann der unauffällige Cambridge Audio bei so viel hineingepackter Technik auch im reinen Klangtest glänzen? Er kann! Seine Auflösung, Dynamik und packende Spielweise bei Pink Floyds „Animals“ klangen schon nach einer deutlich höheren Preisklasse.

Tonal blieb er auf der neu­tralen Seite, ohne irgendwelche Fre­quenzbereiche zu betonen, und glänzte in unseren Ohren besonders durch seine Kombination aus spritziger Feindynamik und dem Vermeiden jeglicher Lästigkeit. Gerade im direkten Betrieb an Endstufen oder Aktivboxen wuchs er über sich hinaus und servierte selbst ­kritischere Aufnahmen wie Thomas ­Dolbys „The Flat Earth“ mit betörender Sauberkeit, aber ohne künstliche Wärme.

Cambidge Audio CXN100: Fazit

Der CXN100 ist eine Komponente, die man nur allzu leicht unterschätzt. Beim Gewichtstest etwas leicht, auf dem Papier ein klassischer Streamer, äußerlich wenig Änderung zum Vorgänger – dass ein Streaming-­Multitalent mit einge­bautem Digital-Vorverstärker und noch ein Klangtalent darin stecken, übersieht man leicht vor lauter Understatement.

Online-Siegel
überragend
Einzeltest
Cambridge AudioCXN100
Netzwerk-Player
Zusätzliche Infos
* Getestet durch Redaktion AUDIO+stereoplay
Februar 2024

Technische Daten

Vollbild an/aus
Cambridge Audio CXN100
Listenpreis 1.050 Euro
Garantiezeit 2 Jahre
Maße (B × H × T) 43 × 8,5 × 30,5 cm
Gewicht 3,6 kg
ANSCHLÜSSE
Laufwerk CD/DVD/BD Nein / Nein / Nein
USB Ja
Analog-Out Cinch / XLR
Digital-Out koax/optisch Ja / Ja
Netzwerk LAN, WLAN
FUNKTIONEN
Display / OSD Ja / Nein
Schneller Vor-/Rücklauf Ja
Bluetooth / AirPlay Ja / Ja
Coveranzeige Ja
Streamingdienste Spotify, Qobuz, Tidal, Deezer
Internetradio Ja
Audioformate ALAC, WAV, FLAC, AIFF, DSD512, WMA, MP3, AAC1
maximale Auflösung / Abtastrate 32 Bit / 768 kHz
Fernbedienung/App Nein / Ja
Gapless Ja
benötigter Server UPnP / Roon
Besonderheiten 4,76-Zoll-Hi-Res-Display