Herausforderungen für Landwirte und landwirtschaftliche Arbeitskräfte in der EU: Verbesserung der Arbeitsbedingungen und ihres psychischen Wohlbefindens (Aussprache)
Arno Bausemer (ESN). – Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auch heute – es hat gerade eben bei meiner Besuchergruppe aus Deutschland zu gewissen Irritationen geführt –, sind viele Plätze in diesem Parlament leer. Viele Plätze sind leer, und jetzt stellen Sie sich mal vor, in wenigen Tagen ist Weihnachten und in Ihrer Familie wären auch Plätze leer. Nehmen wir an, der Vater wäre nicht da. Nicht, weil er draußen unterwegs ist und vielleicht noch einen Weihnachtsbaum sägt, sondern weil er nicht da ist und weil er nicht mehr wiederkommt. Oder stellen Sie sich vor, der Großvater ist nicht im Nachbarraum, verkleidet sich als Weihnachtsmann, um die Großen, die Enkeltochter zu bespaßen, sondern er ist nicht mehr da und er kommt auch nicht mehr wieder.
Viele Familien in der Landwirtschaft haben solche Fälle, denn auch im 21. Jahrhundert ist die Arbeit gerade für Familienbetriebe immer noch harte körperliche Arbeit. Wenn dann psychische Belastungen dazukommen, wie etwa Lohnausfälle durch Mercosur beispielsweise, weniger staatliche Zuschüsse, höhere Steuern, höhere Energiepreise, mehr Bürokratie, Schreibtischtäter im Außendienst, dann ist diese Belastung, diese Doppelbelastung, toxisch. Und sie führt zu Krankheiten – körperlich, seelisch, im schlimmsten Fall zu Selbstmorden oder anderweitig zum Tod.
Es sollte unsere Aufgabe sein, dem entgegenzuwirken, dem massiv, entschieden entgegenzuwirken. Mein Vater war auch Landwirt, meine Tochter wird ihn nicht mehr kennenlernen. Aber vielleicht schaffen wir es, dass weniger oder in Zukunft keine Landwirte mehr sterben.