Jugendbeschäftigung: Unterstützende Maßnahmen der EU

Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit bleibt ein wichtiges Anliegen der EU. Mehr über Maßnahmen und Vorschläge des Europäischen Parlaments.

Die einzelnen EU-Mitgliedstaaten sind für Fragen der Beschäftigungs- und Jugendpolitik zuständig. Im Rahmen ihrer Initiativen für ein soziales Europa hat die Europäische Union jedoch eine Reihe von Maßnahmen in Gang gebracht, die die nationale Politik der Länder ergänzen.

Die Unterstützung der EU beinhaltet Fördermittel für Ausbildungs- und Beschäftigungsprogramme für junge Menschen sowie Maßnahmen zur Verbesserung von Lehrstellen und Praktika. Des Weiteren werden Angebote für internationale Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze im Ausland sowie Freiwilligenprojekte gefördert.

Junge Menschen mit Laptops. Photo by CoWomen on Unsplash
In Europas Jugend investieren. Foto von CoWomen auf Unsplash

Jugendarbeitslosigkeit in Europa: Die Zahlen

Die erfolglose Suche nach Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten führt bei jungen Menschen zu Gefühlen der Isolation, Abhängigkeit und Nutzlosigkeit. Darüber hinaus hat dies negative Auswirkungen auf die Wirtschaft und die alternde Gesellschaft.

Junge Menschen waren von der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 mit am stärksten betroffen. Die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen in der EU erreichte Anfang 2013 einen Höchststand von fast 25 Prozent und lag in Griechenland und Spanien bei über 50 Prozent. 2019 war die Arbeitslosenquote auf ein Rekordtief von etwa 14 Prozent gesunken, doch durch die Coronavirus-Pandemie stieg sie erneut an und erreichte 19,1 Prozent im Jahr 2020. In jüngster Zeit gab es jedoch Anzeichen für eine Verbesserung, und die Jugendarbeitslosigkeit sank auf 14,4 Prozent im April 2024.

Förderung der Jugendbeschäftigung

Die verstärkte Jugendgarantie als Teil des umfassenderen Pakets zur Förderung der Jugendbeschäftigung ist eine EU-Initiative, die darauf abzielt, allen Personen unter 30 Jahren innerhalb von vier Monaten nach Eintritt in die Arbeitslosigkeit oder nach Verlassen der formalen Bildung ein hochwertiges Angebot für eine Beschäftigung, eine weiterführende Ausbildung, eine Lehrstelle oder ein Praktikum zu machen.

Die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen ist das Hauptinstrument der EU, um Aktionen und Programme der Mitgliedstaaten zur Umsetzung der Jugendgarantie finanziell zu unterstützen. Konkret handelt es sich dabei um Ausbildungs- und Unterstützungsmaßnahmen, um jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, sowie Anreize für Unternehmen, junge Menschen auszubilden und einzustellen. Die Beschäftigungsinitiative zielt auf Regionen mit einer Jugendarbeitslosigkeit von über 25 Prozent ab.

Die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen wurde für den Zeitraum 2021–2027 in den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) integriert. Mitgliedstaaten mit einer über dem EU-Durchschnitt liegenden Quote junger Menschen, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und keine Berufsausbildung absolvieren (NEET), sollten mindestens 12,5 Prozent ihrer ESF+-Mittel für die Jugend aufwenden.

Junge Menschen auf einer Rolltreppe
Die EU unterstützt die nationale Politik der Mitgliedstaaten

Hochwertige Lehrstellen und Praktika

Um die Ziele der Jugendgarantie zu unterstützen und Qualität und Angebot der Lehrlingsausbildung in Europa zu verbessern, wurde die Plattform „Europäische Ausbildungsallianz“ ins Leben gerufen.

Im Juli 2020 rief die Europäische Kommission die verstärkte Europäische Ausbildungsallianz ins Leben, die sich auf digitale und grüne Ausbildungsberufe konzentriert und den Übergang zu einem klimaneutralen Europa erleichtern soll.

Im März 2024 schlug die Kommission neue Regeln vor, um die Ausbeutung von Praktikanten in der EU zu verhindern. Zuvor, im Juni 2023, hatte das Parlament Rechtsvorschriften gefordert, mit denen hochwertige Praktika in der gesamten EU sichergestellt werden.

Internationale Chancen bieten

Die Verantwortung für Hochschulpolitik und Ausbildungssysteme liegt in der Europäischen Union bei den Mitgliedstaaten. Die Rolle der EU besteht demnach darin, die Kapazitäten der EU-Länder zu koordinieren und ihre Bemühungen durch strategische Zusammenarbeit und Finanzierungsinstrumente wie das Erasmus+-Programm oder die EU-Fonds zu unterstützen.

Der im Jahr 1999 begonnene Bologna-Prozess umfasst 48 europäische Länder und erleichtert die gegenseitige Anerkennung von Hochschuldiplomen. Heute gibt es ein europäisches Verfahren der unverbindlichen gegenseitigen Anerkennung von Bachelor-, Master- und Doktorgraden.

Um den Anerkennungsprozess weiterzuentwickeln, nahmen die EU-Länder 2018 eine Empfehlung zur Förderung der gegenseitigen Anerkennung von im Ausland erworbenen Hochschulqualifikationen und von Bildungsqualifikationen der Sekundarstufe II an. In der Empfehlung werden die Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, weitere Schritte zu unternehmen, um die automatische Anerkennung von Diplomen bis 2025 einzuführen.

In der EU gibt es bereits verschiedene Instrumente, die dazu beitragen sollen, die Anerkennung von Qualifikationen zu unterstützen und die grenzüberschreitende Validierung von Ausbildungsnachweisen und Zertifikaten für lebenslanges Lernen zu erleichtern. Dazu zählen:

  • Europäischer Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen: Der Rahmen wurde 2018 als nicht rechtsverbindliches Instrument eingerichtet, das den Vergleich der Qualifikationssysteme in Europa erleichtert.
  • Europass: Das System umfasst eine Reihe von Schlüsseldokumenten, darunter europaweit standardisierte Lebenslaufvorlagen und einen Sprachenpass, die Ausbildung und Berufserfahrung international transparent machen.
  • Europäisches Leistungspunktesystem für die Berufsbildung: Es wurde eingerichtet, um die Validierung und Anerkennung von arbeitsbezogenen Fähigkeiten und Kenntnissen, die in verschiedenen Systemen und Ländern erworben wurden, zu erleichtern.

Die EU hat sich das Ziel gesetzt, einen europäischen Bildungsraum zu schaffen, in dem junge Menschen qualitativ hochwertige allgemeine und berufliche Bildung erhalten und in ganz Europa Jobs finden können.

Das EU-Programm in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport heißt Erasmus+ und konzentriert sich auf die Förderung von Mobilität und transnationaler Zusammenarbeit. Das Programm wurde 1987 als Studentenaustauschprogramm ins Leben gerufen und hat sich im Laufe der Jahre zu einem Rahmenprogramm entwickelt, das heute (internationale) schulische Bildung und Hochschulbildung, berufliche Aus- und Weiterbildung, Erwachsenenbildung, nicht-formales und informelles Lernen und Sport umfasst.

Erasmus+ ermöglicht es Studierenden, im Ausland zu studieren, bietet Lehr- und Ausbildungsmöglichkeiten für Personal im Bildungssektor und fördert Praktika und Jugendaustausch. Organisationen (wie Schulen, Universitäten,Jugendorganisationen usw.) können auch Mittel erhalten, um strategische Partnerschaften und (Wissens-)Allianzen mit Organisationen aus anderen Ländern aufzubauen.

Das neue Erasmus+ Programm 2021–2027 wurde am 18. Mai 2021 vom Parlament angenommen. Die Abgeordneten haben in den Verhandlungen mit dem Rat zusätzliche Mittel in Höhe von 1,7 Milliarden Euro gesichert, wodurch sich das Gesamtbudget auf mehr als 28 Milliarden Euro aus verschiedenen Quellen erhöht. Damit sind die Mittel fast doppelt so hoch wie die des vorherigen Programms. Das Erasmus+ Programm 2021–2027 legt einen besonderen Fokus auf soziale Integration, die Ermöglichung der Teilnahme von benachteiligten Menschen sowie den grünen und digitalen Wandel.

Mehr Chancen für Jugendliche

Das Ende 2016 offiziell gegründete Europäische Solidaritätskorps finanziert bis Ende 2020 Freiwilligentätigkeiten, Praktika und Arbeitsplätze für junge Menschen in Solidaritätsprojekten, die Gemeinden und Menschen in ganz Europa zugutekommen.

Bis September 2019 hatten sich bereits mehr als 161.000 junge Menschen zur Teilnahme registriert.

Im Mai 2021 genehmigten die Abgeordneten das neue Programm für den Zeitraum 2021–2027. Es umfasst nun auch humanitäre Hilfe und wird zum ersten Mal ein eigenständiges Freiwilligenprogramm mit eigenem Budget sein.