Verringerung der Arbeitslosigkeit: Was unternimmt die EU?
Erfahren Sie mehr über die EU-Initiativen zum Abbau der Arbeitslosigkeit und zur Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze in Europa.
Inhaltsverzeichnis
- Arbeitslosenquote in der EU
- Wer ist zuständig? EU vs. Mitgliedstaaten
- Die Europäische Beschäftigungsstrategie und ihre Ziele
- Wie wird die Sozialpolitik auf EU-Ebene finanziert?
- Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
- Richtige Ausbildung, richtiger Job
- Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit
- Förderung der Arbeitskräftemobilität
- Mehr über die EU-Sozialpolitik
Obwohl sich die Arbeitsmarktbedingungen und Arbeitnehmerrechte in der EU in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben, bleiben die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie die Folgen der COVID-19-Krise grundlegende Herausforderungen für die Europäische Union auf ihrem Weg zu einem sozial integrativen Europa mit hochwertigen Jobs.
In verschiedenen Bereichen werden Bemühungen unternommen, darunter die Unterstützung junger Menschen beim Eintritt in den Arbeitsmarkt, die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, die Verbesserung der Qualifikationen und die Erleichterung der Mobilität der Arbeitnehmer in der EU.
Arbeitslosenquote in der EU
Infolge der Krise von 2008 erreichte die Arbeitslosenquote in der EU im Januar 2013 einen Höchststand von 11,7 Prozent. Zu Beginn der COVID-19-Krise war die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent im März 2020 gesunken, aber auf dem Höhepunkt der Pandemie erreichte sie 7,8 Prozent im August 2020.
Im April 20212024 sank die Arbeitslosenquote in der EU wieder auf sechs Prozent im April 2024 und blieb damit im Vergleich zum März 2024 und zum April 2023 stabil.
Auch wenn die Arbeitslosenquoten insgesamt sinken, variieren sie stark in den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten.
Wer ist zuständig? EU vs. Mitgliedstaaten
In erster Linie sind die Mitgliedstaaten für die Beschäftigungs- und Sozialpolitik zuständig. Der EU kommt jedoch die Aufgabe zu, die Maßnahmen der Mitgliedstaaten zu ergänzen und zu koordinieren sowie den Austausch bewährter Verfahren zu fördern.
Die sogenannte horizontale Sozialklausel in Artikel 9 des Vertrags über die Arbeitsweise der Union (AEUV) besagt, dass die Union „bei der Festlegung und Durchführung ihrer Politik und ihrer Maßnahmen den Erfordernissen im Zusammenhang mit der Förderung eines hohen Beschäftigungsniveaus […] Rechnung tragen“ soll.
Die Europäische Beschäftigungsstrategie und ihre Ziele
m Jahr 1997 legten die EU-Mitgliedstaaten eine Reihe gemeinsamer Ziele und Vorgaben für die Beschäftigungspolitik fest, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und mehr und bessere Arbeitsplätze in der EU zu schaffen. Diese Politik ist auch als Europäische Beschäftigungsstrategie bekannt.
Die Umsetzung und Überwachung der Strategie durch die Europäische Kommission erfolgt im Rahmen des Europäischen Semesters. Dabei handelt es sich um ein jährliches Verfahren auf EU-Ebene zur Koordinierung der Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik.
Die Lage in Bezug auf Beschäftigung und soziale Fragen wird im Rahmen des Europäischen Semesters und auf Grundlage beschäftigungspolitischer Leitlinien bewertet. Die Leitlinien umfassen gemeinsame Schwerpunkte und Zielsetzungen für die nationale Beschäftigungspolitik. Die EU-Kommission gibt länderspezifische Empfehlungen heraus, die auf den Fortschritten zur Verwirklichung der einzelnen Ziele basieren, und unterstützt die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung.
Wie wird die Sozialpolitik auf EU-Ebene finanziert?
Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist Europas wichtigstes Instrument, um faire Jobchancen für alle Unionsbürger zu gewährleisten, von Arbeitnehmern und jungen Menschen bis hin zu Arbeitssuchenden.
Das Europäische Parlament schlägt vor, den Fonds im kommenden langfristigen EU-Haushalt 2021–2027 aufzustocken und den Schwerpunkt auf Bildung, Beschäftigung und soziale Inklusion zu legen. Der neue Europäische Sozialfonds Plus (ESF+) soll die Qualität von Arbeitsplätzen erhöhen, die Jobsuche in anderen Regionen der EU erleichtern, Ausbildungsmöglichkeiten verbessern und zur Förderung von Gesundheit und sozialer Inklusion beitragen.
Das EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) zielt darauf ab, die Beschäftigungs- und Sozialpolitik zu modernisieren. Soziale Unternehmen sowie Personen aus sozial schwachen Gruppen, die ein Mikrounternehmen gründen wollen, sollen einfacheren Zugang zu Finanzmitteln erhalten.
Die berufliche Mobilität wird über das EURES-Netzwerk gefördert. Das europäische Job-Netzwerk erleichtert die Mobilität, indem Arbeitgebern und Arbeitssuchenden Informationen bereitgestellt werden. Außerdem beinhaltet es eine europaweite Datenbank mit Stellenangeboten und Bewerbungen.
Der Europäische Fonds für die Anpassung an die Globalisierung (EGF) hilft Arbeitnehmern, die im Zuge der Globalisierung oder infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise ihren Job verlieren, zum Beispiel aufgrund der Schließung eines großen Unternehmens oder der Verlagerung einer Produktionsstätte außerhalb der EU. Der Fonds unterstützt die Arbeitnehmer dabei, eine neue Stelle zu finden oder ihr eigenes Unternehmen zu gründen.
Der Europäische Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen (FEAD) wurde eingerichtet, um zu Initiativen der Mitgliedstaaten zur Bereitstellung von Lebensmitteln und materieller Basisunterstützung sowie Maßnahmen zur sozialen Eingliederung beizutragen.
Der neue ESF+ soll eine Reihe bestehender Fonds und Programme, wie den ESF, das EaSI, den FEAD, die Beschäftigungsinitiative für junge Menschen und das EU-Gesundheitsprogramm zusammenführen, Ressourcen bündeln und Bürger gezielter unterstützen.
Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
Zu den EU-Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gehört die Jugendgarantie. Diese ist die Zusage der Mitgliedstaaten, sicherzustellen, dass alle jungen Menschen unter 30 Jahren innerhalb von vier Monaten, nachdem sie arbeitslos geworden sind oder ihre Ausbildung abgeschlossen haben, ein hochwertiges Angebot für eine Beschäftigung, eine Weiterbildungsmaßnahme, eine Lehrstelle oder ein Praktikum erhalten. Die Umsetzung der Jugendgarantie wird durch EU-Fördermittel der Beschäftigungsinitiative für junge Menschen unterstützt.
Das Europäische Solidaritätskorps ermöglicht jungen Menschen, an Freiwilligen- oder Beschäftigungsprojekten in ganz Europa teilzunehmen. Die Plattform „Dein erster EURES-Arbeitsplatz“ richtet sich an junge Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren, die Arbeitserfahrungen im Ausland sammeln möchten, und hilft ihnen dabei, eine Arbeitsstelle, ein Praktikum oder eine Lehrstelle zu finden.
Richtige Ausbildung, richtiger Job
Durch die Förderung und Verbesserung des Erwerbs von Kompetenzen, die bessere Vergleichbarkeit von Qualifikationen und die Bereitstellung von Informationen hilft die EU Bürgern dabei, hochwertige Jobs zu finden und bessere Berufswahlentscheidungen zu treffen.
Die neue europäische Agenda für Kompetenzen, die 2016 ins Leben gerufen wurde, besteht aus zehn Maßnahmen, um Bürgern die richtige (Aus-)Bildung und Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Eine Reihe bereits bestehender Instrumente (wie Europass) wird überarbeitet.
Herausforderung Langzeitarbeitslosigkeit
Eine der Ursachen für anhaltende Armut ist Langzeitarbeitslosigkeit. Davon spricht man ab zwölf Monaten. Die Langzeitarbeitslosenquote in der EU ist in den letzten Jahren gesunken, von 5,4 Prozent im Jahr 2014 auf 2,1 Prozent im Jahr 2023.
Die EU-Mitgliedstaaten haben Empfehlungen verabschiedet, um Langzeitarbeitslose besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Sie befürworten die Registrierung von Langzeitarbeitslosen bei einem Arbeitsmarktservice, die Erstellung individueller und eingehender Bewertungen zur Ermittlung der einzelnen Bedürfnisse sowie maßgeschneiderte Pläne zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt (Wiedereinstiegsvereinbarungen). Spezielle Maßnahmen für gemeldete Langzeitarbeitslose sollten allerspätestens 18 Monate nach Verlust des Arbeitsplatzes einsetzen.
Langfristige Abwesenheit vom Arbeitsplatz mündet oft in Arbeitslosigkeit und führt dazu, dass Arbeitnehmer den Arbeitsmarkt dauerhaft verlassen. Das Europäische Parlament schlug 2018 eine Reihe von Maßnahmen vor, an denen die Mitgliedstaaten arbeiten sollten, um Arbeitnehmer, die zum Beispiel unter chronischen Gesundheitsproblemen leiden, am Arbeitsplatz zu halten oder sie wieder in diesen einzugliedern. Zu den Vorschlägen zählen Programme zur Kompetenzentwicklung, die Sicherstellung flexibler Arbeitsbedingungen und die direkte Unterstützung von Arbeitnehmern (einschließlich Coaching und Zugang zu Psychologen oder Therapeuten).
Förderung der Arbeitskräftemobilität
Die Förderung der Arbeitnehmermobilität ist eine weitere Maßnahme, um Arbeitslosigkeit anzugehen. Die EU verfügt über gemeinsame Vorschriften, um die sozialen Rechte „mobiler“ Bürger in Hinblick auf Krankenleistungen, Mutterschafts- und Vaterschaftsleistungen, Familienleistungen oder Arbeitslosenleistungen abzusichern.
2019 billigten die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Pläne zur Einrichtung einer Europäischen Arbeitsbehörde. Ziel der Behörde ist es, die Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten zu verbessern und eine faire und einfache Anwendung der EU-Vorschriften zur Arbeitsmobilität und zur Koordinierung der sozialen Sicherheit sicherzustellen.
Des Weiteren gibt es Bestimmungen zur Entsendung von Arbeitnehmern, um gleichen Lohn für gleiche Arbeit sicherzustellen.