Trumps TechmilliardäreDie USA haben jetzt eine Regierung der Superreichen
Zur Amtseinführung versammelte Trump Topverdiener im Capitol. Im Kabinett sind einige für Spitzenämter vorgesehen. Das ist einmalig in der Geschichte.

- Mehrere Milliardäre sitzen im Kabinett von Donald Trump.
- Trumps Amtseinführung war ein Treffen der reichen Tech-Elite.
- Bereits zeichnet sich aber Streit zwischen Elon Musk und Donald Trump ab.
Was waren das für arme Schlucker, damals in der ersten Ära von Donald Trump im Weissen Haus? Gut, dem Ölmagnaten Rex Tillerson, 2017 bis 2018 sein Aussenminister, wurde ein Vermögen von 350 bis 500 Millionen Dollar zugeschrieben. Nicht schlecht, aber kein Vergleich zum Team des 47. US-Präsidenten. Sogar direkt am Kabinettstisch sitzen diesmal ausser Trump selbst gleich mehrere Milliardäre, und die Amtseinführung war ein Treffen der reichen Tech-Elite.
Im Capitol hatten sich die reichsten Menschen der Welt versammelt, vorneweg Elon Musk, inzwischen einer von Trumps engsten Verbündeten. Der Unternehmer und Chef unter anderem von X und Tesla hat sein Vermögen seit Trumps Wahlsieg Anfang November nahezu verdoppelt, es lag laut «Forbes» bei 427,5 Milliarden Dollar. In seiner Nähe sassen unter anderen Jeff Bezos (Amazon), Larry Ellison (Oracle), Mark Zuckerberg (Meta/Facebook), Warren Buffett (Berkshire Hathaway) und Sergey Brin, einer der Gründer von Google.
Werden die USA nun von den reichsten 0,0001 Prozent des Landes regiert?
Anwesend waren ausserdem der Google-CEO Sundar Pichai und der Apple-CEO Tim Cook. Gemeinsam sollen diese Leute ungefähr 1,3 Billionen Dollar besitzen, wie US-Medien berechneten – die Summe übertrifft das Bruttoinlandprodukt der meisten Länder der Erde. Sie alle hatten bei der Vereidigung die besten Plätze hinter dem neuen und alten US-Präsidenten und dem Vizepräsidenten, vor der nominierten Ministerriege.
Eine solche Konzentration von Milliardären bei einer Amtseinführung sei einmalig in der Geschichte, zitiert die «New York Times» den französischen Ökonomen Thomas Piketty, der dort auch seinen Landsmann und Milliardär Bernard Arnault entdeckt haben dürfte.
Bezos amüsierte sich vor den Kameras mit Robert F. Kennedy Jr., der trotz schräger bis gefährlicher Ansichten für Trump das Gesundheitsministerium übernehmen soll. Floridas Gouverneur Ron DeSantis musste derweil jenseits der Rotunda in der Emancipation Hall des Kuppelbaus bei der Übertragung zusehen, viele Abgeordnete und Senatoren waren ohnehin nur Staffage. Und das Fussvolk drängte sich zum Livestream in eine Sporthalle oder stand draussen in der Kälte.
Das britische Magazin «The New Statesman» hat ermittelt, dass 26 Personen, die Trump für Spitzenämter vorsieht, privat über mehr als 100 Millionen Dollar verfügen. Bei zwölf von ihnen ist es eine Milliarde Dollar aufwärts. «Amerikas neue Plutokratie» titelte das Blatt, dies werde die reichste demokratisch gewählte Regierung der Geschichte sein. Die US-Konsumentenschutzorganisation Public Citizen kommt zu dem Ergebnis, dass die USA nun von den reichsten 0,0001 Prozent des Landes regiert würden.
Früher, in Amerikas Gilded Age nach dem Bürgerkrieg, wurden Grosskapitalisten wie Andrew Carnegie, Cornelius Vanderbilt oder John D. Rockefeller «robber barons» genannt, also «Räuberbarone» oder «Raubritter». Jetzt verspricht Trump ein Goldenes Zeitalter. Joe Biden hatte zum Abschied davor gewarnt, dass «eine Oligarchie extremen Reichtums, extremer Macht und extremen Einflusses» die amerikanische Demokratie mit ihren Grundrechten und Freiheiten bedrohe. Er sprach nicht von Wladimir Putins Oligarchen, er sprach von den Reichen in den USA.
«Sie sind kluge Leute und schaffen viele Arbeitsplätze», sagt Trump
In seinem Quartier Mar-a-Lago in Florida soll Trump nach seinem Wahlerfolg 16 Milliardäre empfangen haben. Die Führungskräfte aus der Technologiebranche hätten Biden im Stich gelassen, spottete er dann am ersten Arbeitstag im Oval Office. «Sie waren alle auf seiner Seite, jeder Einzelne von ihnen, und jetzt sind sie alle auf meiner Seite.» Sie würden «nichts» von ihm bekommen, behauptet Trump, derzeit mit sechs Milliarden Dollar die Nummer 551 bei «Forbes». «Ich brauche kein Geld, aber ich will, dass es der Nation gut geht, und sie sind kluge Leute und schaffen viele Arbeitsplätze.»
Manche von ihnen haben allerdings nicht nur viel Geld – sie beherrschen bedeutende Teile der sozialen Netzwerke, in denen sich ein grosser Teil der Wählerschaft informiert. Besonders bei Musk und X ist der Rechtsdrall offensichtlich, sodass andersdenkende Nutzer flüchten. Auch Bezos, Besitzer der «Washington Post», zieht die Nähe zu Trump inzwischen allzu kritischem Umgang mit diesem vor. Und Zuckerberg ist mit Facebook ebenfalls auf Trumps Kurs eingeschwenkt.
Derzeit scheinen Trumps Verbündete den Immobilienmarkt und die gehobene Gastronomie von Washington aufzumischen. Die gemütliche, liberale Hauptstadt mit ihren Intellektuellen, Beamten und Diplomaten wird von einem Heer neureicher Trump-Fans heimgesucht. Verschiedene Zeitungen berichten, dass Trumps designierter Handelsminister Howard Lutnick für 25 Millionen Dollar die Villa des Fox-News-Moderators Bret Baier in der Hauptstadt erworben habe. Auch Lutnick gilt als Milliardär.
Von Elon Musk heisst es, er wolle das Hotel The Line erwerben und in einen Privatclub verwandeln. «Wenn ‹Gilded Age› bedeutet, dass man mit Geld um sich wirft, dann sind wir drin», sagte die Schriftstellerin Sally Quinn dem Portal «Axios». Nebenberuflich soll Musk in Zukunft ein Büro im oder neben dem Weissen Haus beziehen, als Chef des Department of Government Efficiency, kurz Doge – das allerdings trotz der Bezeichnung kein offizielles Bundesministerium sein wird.
Wie steht es um Musks neue Abteilung für Regierungseffizienz?
Diese Abteilung für Regierungseffizienz, sie soll Musks neue Aufgabe sein. Die Abteilung soll keine Jobs schaffen, sondern streichen. Ursprünglich sollte er diese Neuerschaffung gemeinsam mit Vivek Ramaswamy leiten, einst ein republikanischer Kurzzeit-Präsidentschaftskandidat, auch er ist Milliardär. Doch die beiden haben sich offenbar bereits entzweit, ehe es losging – Ramaswamy wird nicht mitmachen und sich stattdessen um den Gouverneursposten in Ohio bewerben.
Inzwischen tun sich auch zwischen Musk und Trump erste Risse auf. Am Dienstag hatte der Präsident verkündet, dass ein Unternehmen namens Stargate die Infrastruktur für künstliche Intelligenz in den USA ausbauen soll. 500 Milliarden Dollar wollen verschiedene Unternehmen hineinstecken, vor allem die Techgiganten Softbank, Open AI und Oracle, deren Chefs Masayoshi Son, Sam Altman und Larry Ellison bei der Ankündigung neben Trump standen. «Monumental», sagte er, die Firmen Nvidia und Microsoft sind auch beteiligt.
Musk war nicht dabei, reagierte aber rasch. «Sie haben nicht wirklich das Geld», stänkerte er auf X, als Open AI das Projekt dort angekündigt hatte. «Falsch, wie du sicher weisst», konterte Altman. Da deutet sich an, dass es im Reich der superwohlhabenden Alphatiere eng werden könnte.
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