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AboSweet Home: Homestory
Lebendig, elegant und ein wenig surreal

Alle Fotos: Rita Palanikumar für Sweet Home
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Als Caroline Spirig mir vor dem Fotoshooting Bilder von ihrer Wohnung sendete, stand das grosse, weiche Familiensofa ganz anders da und die zwei Module waren getrennt.

«Ich stelle gerne um – manchmal auch mitten in der Nacht.»

Caroline Spirig

Das mache sie natürlich leise, erzählt sie mir. Caroline ist ja auch ein Profi und die Möbel haben Filzchen an den Füssen. Sie beschreibt, dass sie sich dabei nicht selten auf den Boden setze und mit den Füssen ein schweres Möbel verschiebe. Caroline liebt es daheim chic, schön, lebendig und bewegt. Ein bisschen Glamour, surreale Objekte und Stylings sowie eine gute Portion Humor gehören für sie aber auch dazu.

Caroline Spirig ist erst vor eineinhalb Jahren in diese grossräumige Zürcher Altbauwohnung im Kreis 6 gezogen. Zusammen mit ihren zwei Kindern Silas, 10, und Anaïs, 7. Die meisten Möbel und Dinge hat sie vom vorherigen Zuhause mitgenommen, doch das grosse Sofa von Moroso ist neu. Zu der hellgrauen Farbe des weichen Leinenbezugs hat sie eine Freundin überredet. «Ich bin eigentlich nicht so für das Neutrale und dachte eher an eine dunkle Farbe.» Doch das sanfte Grau fügt sich perfekt ein in die elegante, persönliche Wohnwelt von Caroline Spirig, die ein wenig an den französischen Stil der Achtzigerjahre denken lässt.

«Ich mochte es schon immer ein bisschen chic und elegant, aber dennoch poppig. Genau das waren ja auch die Zutaten der Achtzigerjahre. Ich bin mit Chic aufgewachsen. Meine Mutter liebte den Glamour und ihre Vorbilder waren die Einrichtungen in Fernsehserien wie ‹Falcon Crest› oder ‹Denver Clan›.»

Neben dem grossen Sofa stehen zwei Retrosessel und elegante Tischchen mit Marmorplatten von Jasper Morrison bei Vitra. Hinter dem Sofa hängt eine Serie Schwarz-Weiss-Fotografien von Paul Ferman. Sie zeigen sinnliche, organische Objekte und strahlen Tiefe aus. Die Bilder hatte Caroline in ihrer Praxis hängen. «Es ist wichtig, dass bei einem Coaching das Auge ruhen kann. Das geht nicht, wenn man bei einem Gespräch auf eine weisse Wand starren muss. Das Gleiche gilt auch für die private Einrichtung.»

Das Bücherregal ist von Nils Holger Moormann. «Es ist schlicht, praktisch, wirkt warm und ist einfach ein Bücherregal, keine Wohnwand, die man noch mit Vasen und Dingen füllen muss», erklärt Caroline. In einem der beiden Retrosessel hat es sich Anaïs bequem gemacht.

Die prächtigen Sessel hat Caroline von einer Freundin gekauft, die auch Innenarchitektin ist. Die Drehstühle sind bezogen mit edlen Stoffen von Jakob Schläpfer. Sie hat im Zürcher Antiquitätengeschäft Two Rooms ein perfekt passendes Kissen dazu gefunden. «Es ist über hundert Jahre alt und aus Seidensamt.» Caroline erzählt auch, dass sie die gleichen Stühle einmal in einer Sportschau im Fernsehen gesehen hat. Bloss waren sie da mit rotem Leder bezogen und völlig anders.

Caroline liebt nicht nur die fantastische Optik ihrer Stühle, sondern schätzt auch deren Sitzkomfort und Beweglichkeit. «Ich mag bewegte Möbel, denn ich kann nicht sehr lange still sitzen. Zudem ist dies auch ein wichtiger Faktor bei psychologischen Coachings. Es hilft, wenn man sich nicht so an einen Stuhl gefesselt fühlt und sich dafür ein bisschen mit ihm bewegen kann. Gäste, die auf Besuch kommen, schätzen das übrigens auch», verrät die Fachfrau.

Als Caroline mir ihren Beruf erklärt, zitiert sie Goethe: «Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust». Sie erzählt, dass sie bereits als Kind die Liebe zu schönen Dingen hatte und Freude empfand, wenn sie andere ermutigen konnte. So brachte sie beides zusammen, studierte an der Universität Zürich Klinische Psychologie und an der New York School of Interior Design Innenarchitektur. Sie hat einen Master in Supervision und Coaching in Unternehmen.

Zusammen mit der Innenarchitektin Anika Müller, die sie während ihres Studiums in New York kennenlernte und Patrick Müller, der gelernter Schreiner und studierter Industrial Designer ist, gründete sie vor einigen Jahren als interdisziplinäres Team die Firma Raumreaktion. Dabei konzipieren und gestalten die drei Räume für Menschen und ihre spezifischen Bedürfnisse in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Co-Working. Caroline sammelte zuvor Erfahrungen in der Begleitung von Lehrpersonen und Schulleitungen sowie der Gestaltung von Lernumgebungen in der Schweiz und in Deutschland. Gleichzeitig bietet sie mit ihrer Coachingboutique Menschen eine professionelle Begleitung an – bei Problemen am Arbeitsplatz, Dilemmata oder Veränderungsprozessen.

Kein Wunder, verbindet sich bei vielen Wohnideen von Caroline Spirig das Wohlbefinden mit der Schönheit. Ein ganz wichtiges Element dabei sind Pflanzen. «Es ist wichtig, etwas Lebendiges in der Wohnung zu haben», meint sie. «In der Psychologie haben Pflanzen und Blumen einen heilenden Einfluss, sie vermitteln das Gefühl von Leben und Wachstum.»

Caroline hat am grossen Fenster im Wohnzimmer Pflanzen in allerlei hübschen Töpfen auf hohe Regale gestellt, auf denen sie sich dem Licht entgegenstrecken können. Sie selbst habe keinen besonders grünen Daumen und sich deshalb für pflegeleichte Sorten entschieden, die mit einmaligem, wöchentlichem Giessen prächtig gedeihen. Dafür stecken in den Pflanzentöpfen schon mal kleine Skulpturen von Puppenköpfen oder sonst ein kurliges Objekt.

«Ich liebe Möbel, die Geschichten erzählen.»

Caroline Spirig

Die Interiordesignerin suchte schon immer nach besonderen Stücken. Die tolle Schubladenkommode fand sie zum Beispiel in ihrer Studienzeit auf der Strasse in ihrem damaligen Quartier, dem Kreis 3. Sie schleppte alle 32 Schubladen einzeln die Treppe hinauf in ihre Wohnung. Für das Möbel selbst fragte sie zwei Gärtner, die gerade auf der Strasse arbeiteten, um Hilfe und lud sie dafür zum Mittagessen ein. Sie hat die Ablagefläche mit einer Collage aus Tapetenmuster beklebt und mit einer Glasplatte versehen. Darauf hat sie eine Gruppe von Linck-Vasen arrangiert. Im Esszimmer stehen zudem der Turntable von Zeitraum und die Wire Chairs von Eames. Darüber hängt eine – sich nach allen Richtungen drehende – farbige Leuchte von Marset.

Als wir zu Caroline gingen, kam mein Hündchen Daisy mit. Kein Wunder, freuten wir uns beide an den fantastischen Kissen von Silken Favours, die eine Liege in der Ecke des Esszimmers schmücken. Eines davon gleicht nämlich Daisy, ist aber viel grösser. Die Kunst an der Wand daneben ist eigentlich keine Kunst, lacht Caroline, sondern Druckblätter von Jasskarten, die sie einmal in einem Brockenhaus gefunden hat.

Während wir uns plaudernd von Raum zu Raum und von Sujet zu Sujet durch die Wohnung bewegen, zeichnet Silas in der Küche. Am liebsten zeichne er aus seinen Lieblingsbüchern ab, meint er.

In der Küche laden ein kleiner Tisch und zwei buntgemusterte Stühle von Miniforms zu kleinen Mahlzeiten oder zum Frühstückskaffee ein. Sie lassen auch ein wenig an die poppigen Seiten der Achtzigerjahre denken, die nun neu interpretiert wiederum Freude machen und im Trend sind.

Das Wandregal in der Küche hat Caroline nach eigenen Entwürfen machen lassen. Darauf stehen einige ihrer Keramikschätze. Die einen sind einfach schön, wie die mit St. Galler Spitzen eingehüllte Kaffeekanne, und andere sind gleichzeitig schön und zum Benutzen da.

Das grosszügige Entree führt in das Schlafzimmer und ins Bad. Die Fenster auf der eine Seite gehen in den Innenhof des alten Hauses hinaus und sorgen für Licht. Gleich vis à vis von der Haustür steht ein praktisches Metallregal, auf dem die Kinder ihre Sachen ablegen können.

Im Zimmer von Silas sorgt ein cleveres Regal für Ordnung. Es können darin Spielsachen versorgt werden und da man gut in die Kisten reinsieht, geraten diese auch nicht in Vergessenheit. Am Pult steht einer von Carolines Lieblingsstühlen, der Tip Ton von Barber&Osgerby. Sie setzt diesen Stuhl gerne bei ihren Einrichtungsprojekten ein, da man auf ihm ganz ungefährlich Schaukeln kann. «Es ist ein Stuhl für ‹Gagelis›, und eines der bewegten Möbel, die ich liebe.»

Das Bett von Anaïs war auch Carolines Bett als Kind. «Es ist schön, mit alten Möbeln zu leben, sie bringen eine Geschichte und somit Leben in ein Zuhause», meint Caroline. Auch hat sie die Wände in den Schlafzimmern mit sanften Farben gestrichen, was ihnen mehr Wohnlichkeit vermittelt.

In Carolines Schlafzimmer kommt ihre Liebe zu Textilien zum Ausdruck. Für Caroline ist die Haptik von wichtiger Bedeutung. Sie liebt natürliche Materialien, die sich schön anfühlen. Für die Fensterkleider wählte sie im Schlafzimmer einen edlen Leinen-Ikat. Die Vorhänge sind bodenlang und gefüttert. Über dem Bett liegt eine lila Wolldecke, am Boden ein kuschliger Wollteppich und an der Wand hängt ein getufteter Wandteppich von der Künstlerin Talaya Schmid.

Zurück im Entree und auch am Ende unseres Besuches bewundern wir das Prachtstück von einem Schrank. «Ich habe ihn im Brockenhaus Emmaus gefunden und glaube, sie waren froh, das Riesending loszuwerden», lacht die Hausherrin. Daneben dienen dafür leicht wirkende, kokette Schmetterlingshaken aus Bronzeguss als Garderobe.

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Marianne Kohler Nizamuddin präsentiert inspirierende Storys rund ums Wohnen, Kochen, Geniessen und Sein.

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