AboIn Dubai untergetauchtWohnung des steuerflüchtigen Zürcher Unternehmerpaares wird für Millionen versteigert
Zwei Personen aus Meilen sollen im grossen Stil betrogen haben. Nun wird ihre Wohnung zu Geld gemacht. Ihre Firma sucht derweil neue Mitarbeitende in den Emiraten.
- Ein Unternehmerpaar in Meilen hat Steuerrechnungen in der Höhe von 670’000 Franken nicht bezahlt und ist in die Vereinigten Arabischen Emirate verschwunden.
- Der Mann soll zahlreiche Personen und Firmen um ihr Geld gebracht haben.
- Nun wird die Eigentumswohnung des Paares in Meilen zwangsversteigert.
- Der Unternehmer wirtschaftet in Dubai weiter und sucht derzeit neue Mitarbeitende.
Dubiose Firmenkonstrukte, geprellte Geschäftspartner und Schulden in Millionenhöhe – wenn der Österreicher Alexander C. (Name geändert) seine Finger im Spiel hat, dann scheint er verbrannte Erde zu hinterlassen.
Die Recherche über den Meilemer Unternehmer und seine Frau hatte diese Redaktion im Herbst 2023 publik gemacht, als die Gemeinde Meilen eine sogenannte Sicherstellungsverfügung erstellen liess. Grund dafür waren unbezahlte Steuerrechnungen in der Höhe von 670’000 Franken. Die Wohngemeinde des Unternehmerpaares sah die Bezahlung der Schulden als gefährdet – wohl auch deshalb, weil sich das Paar in die Arabischen Emirate aus dem Staub gemacht hatte.
Seitdem ist es der Gemeinde offenbar noch nicht gelungen, den offenen Posten zu begleichen. Inzwischen läuft ein Betreibungsverfahren gegen das Paar. Einer der Vermögenswerte, die zu Geld gemacht werden, ist die zurückgelassene Eigentumswohnung in Meilen. Vor wenigen Tagen wurde im Amtsblatt öffentlich publiziert, dass die 3,5-Zimmer-Wohnung am oberen Dorfrand Ende März versteigert wird.
Lauter leere Versprechungen
Doch wie kam es so weit? Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Erstartikels fungierte der inzwischen untergetauchte Meilemer noch als alleiniger Verwaltungsrat eines fragwürdigen Mischkonzerns. Laut damaligen Angaben soll die Gruppe in der Lebensmittel-, Druck- und Unkrautentfernungsbranche tätig gewesen sein und rund 700 Mitarbeiter in mehr als 40 Ländern beschäftigt haben. «Für uns als Familie zählt nicht schnelles Geld und hohe Renditen», liess sich Alexander C. zitieren. Man wolle gestalten «und vielleicht sogar die Welt verbessern».
Wie sich herauskristallisierte, war damit wohl eher das Konto des heute 45-Jährigen gemeint. Denn nachdem die Geschichte in der Schweizer Medienlandschaft hohe Wellen geschlagen hatte, teilten zahlreiche ehemalige Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden ihre Erfahrung mit dem ominösen Unternehmer. Sie berichteten von leeren Versprechungen, gefälschten Geschäftsberichten, mehreren Klagen und ausbleibenden Lohnzahlungen.
Zwei konkrete Beispiele: Im Tea-Room «Runft» in Interlaken legten Mitarbeitende von einem Tag auf den anderen ihre Arbeit nieder, da sie keinen Lohn mehr erhalten hatten. Der 24-Stunden-Beck «Oui» in der Winterthurer Altstadt wurde gross angekündigt, dann aber nie umgesetzt – offenbar wegen Geldproblemen. Beide Male steckte das gleiche «Schweizer Familienunternehmen» dahinter.
Wie dreist Alexander C. beim Geschäften vorging, musste auch die börsennotierte deutsche Firmengruppe Hörmann Industries erfahren. So unterschrieb der Österreicher im Sommer 2023 einen Kaufvertrag für ein Tochterunternehmen mitsamt rund 60 Mitarbeitenden. Einige Monate später musste Hörmann Industries dann das Scheitern des Deals bekannt geben. Der Käufer hatte «den vertraglich vereinbarten Kaufpreis nicht bezahlt».
Kurz danach fiel das Lügenkonstrukt um den Unternehmer dann gänzlich in sich zusammen: So wurde die Website des Mischkonzerns vom Netz genommen und ein Konkursverfahren ausgelöst – das «mangels Aktiven» wieder eingestellt werden musste.
Wohnung kostet 2,6 Millionen Franken
Die 670’000 geforderten Franken für den Fiskus stellen also vermutlich nur die Spitze eines riesigen Schuldenbergs dar. Denn bereits in ihrem Heimatland Österreich hatte das Ehepaar grosse Schäden hinterlassen: Ihre Weinfirma schlitterte 2020 mit fast einer Million Euro an offenen Forderungen in den Konkurs. Ausserdem wurde eine andere Firma des Unternehmerpaares laut Inside Paradeplatz vom Zürcher Handelsgericht zu einer Zahlung von knapp 500’000 Franken verpflichtet.
Ob diese und alle anderen Gläubiger ihr Geld je wiedersehen werden, bleibt offen. Mit der Versteigerung der zurückgelassenen Eigentumswohnung in Meilen sollte zumindest ein Teil des Betrags gedeckt werden. Gemäss betreibungsamtlicher Schätzung soll das Objekt rund 2,6 Millionen Franken wert sein. Die 2007 gebaute Wohnung liegt in einem ruhigen Wohnquartier, ist 158 Quadratmeter gross und verfügt teilweise sogar über Seesicht. Dazu gehören ein Keller- und Waschraum sowie zwei Parkplätze.
Neue Mitarbeitende gesucht
Derweil hat sich Alexander C. anscheinend bereits in Dubai eingelebt. Und wenn er eines beherrscht, dann ist es die Gründung neuer Firmen. So soll er bereits zwei neue Unternehmen aufgezogen haben – und in alte Muster verfallen sein. Jedenfalls kommen die Schilderungen eines ansässigen Expats gegenüber «Blick» bekannt vor: Die Rede ist von Lügen und ausbleibenden Lohnzahlungen.
Eine der beiden Firmen – eine Gesellschaft, die mit Unkrautbeseitigungsmaschinen handelt – ist heute noch aktiv. Wo genau sie zu verorten ist, ist unklar. So gibt es zwar noch immer einen aktiven Eintrag im Handelsregister des Kantons Thurgau. Über sich selbst schreibt das Unternehmen jedoch, dass es in Dubai ansässig sei. Dort erfolgten auch «die Produktion, der Service sowie die Forschung und Entwicklung der Maschinen».
Zurzeit sind sogar zwei Stelleninserate als technischer Zeichner und Marketing-Manager aufgeschaltet – und als Arbeitsort wird hier neben Dubai, Zürich, Thurgau auch ein kleines Städtchen namens Ede in den Niederlanden genannt. Wie Recherchen dieser Redaktion zeigen, hatte Alexander C. dort im Jahr 2022 schon einige Geisterfirmen gegründet. Sie scheinen aber nie wirklich aktiv gewesen zu sein.
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