Sweet HomeDer grosse Wert von kleinen Dingen
Für die einen sind sie Staubfänger, für andere Schätze, Inspiration und Freude: eine Geschichte über eine andere Art von Reichtum.
Der grossartige Artikel «Magische Dinge, die das Herz berühren» hat mich zu dieser Geschichte inspiriert. Denn die kleinen Dinge sind auch für Sweet Home von grosser Bedeutung. Jetzt, in dieser vorweihnachtlichen Zeit, öffnen wir uns ihnen verstärkt. Wir suchen nach Preziosen, mit denen wir jemandem ein besonderes Weihnachtsgeschenk machen können, benutzen kleine Objekte, um damit zu dekorieren, und wecken mit Weihnachtsschmuck Kindheitserinnerungen.
Diese Weihnachtsdekoration mit antiken Sachen ist aus dem Zuhause von Beatrice Niedermann und Stefan Schärer, die in St. Gallen das entzückende Brocantegeschäft Trudy und Vinz betreiben.
Foto: Rita Palanikumar für Sweet Home
Schön in Schale
Als Kind glaubte ich, dass alle Dinge eine Seele haben. Vielleicht hat das damit zu tun, dass meine Mutter uns oft selbst gedichtete Märchen erzählte und dabei alles bis ins Detail beschrieb. Da waren Nussschalen, die ihren Märchengestalten als Bettchen dienten. Oder Spitzendeckchen, mit denen sie sich zudeckten, oder Teppiche aus Moos, mit denen sie ihr kleines Zuhause unter den Wurzeln schmückten.
Wahrscheinlich glaube ich das immer noch, denn ich liebe, hege und pflege meine tausend Sachen wie Mitbewohnende. Bei vielen meiner Freunde ist dies ähnlich. Ihr Zuhause ist voller Objekte, die sich einfach so ins Leben untermischen. Solche Dinge, die man nicht braucht, aber liebt, inspirieren zu Neuem, erzählen Geschichten und erfreuen mit ihrer Schönheit.
Das Buffet aus der Zuckerbäckerei
Die Künstlerin und Designerin Ines Boesch hat in ihrem Zuhause ein wunderbares Büffet, das sie einmal in einer Bäckerei gefunden hat, die gerade zumachte. Statt wie ursprünglich Schokolade und Süssigkeiten beherbergt das Prachtstück nun andere persönliche Schätze. Diese Schätze tanzen nicht selten als künstlerische Interpretation auf ihren fabulösen Foulards oder sind als Inspirationen in ihrer Keramik zu sehen.
Zufällig zusammen
Meine Arbeit als Stylistin bot mir immer einen guten Grund, allerlei Dinge zu kaufen, die einen gewissen Zauber vermitteln, da sie ein Stück verlorene Vergangenheit in sich tragen. Die Rolle ist ein verziertes Papierband, das man einst zum Einrahmen von Fotos benutzte. Fadenspulen waren früher aus Holz, und Taschenbücher wurden wertvoll gebunden.
Altes haucht Neuem Leben ein
Dinge beleben jede Einrichtung. Denn Möbel und Gebrauchsgegenstände allein vermitteln noch kein persönliches Zuhausegefühl. Das wissen auch die Hersteller und wünschen sich für die Inszenierung ihrer Möbel diesen ganz bestimmten persönlichen Touch, den man mit Styling erreicht. Gerade brandneue, moderne Möbel und Objekte brauchen einen gewissen Gegensatz, damit sie besser zu Geltung kommen.
Entdecken Sie die Poesie der Dinge
Vielleicht öffnen Ihre Kinder oder gar Sie selbst jeden Tag ein kleines Adventskalender-Päckchen. Wer sich einmal auf die Suche nach 24 kleinen Gaben gemacht hat, musste das Auge für Kleines öffnen. Kleine Dinge offenbaren leise Schönheiten. Etwas, das gerade in der lauten Gegenwart mit grossen Statementstücken und teuren Luxusbrands überrollt wird.
Zeitschriften aus anderen Zeiten
In der Biografie «Edie», die das kurze Leben der Andy-Warhol-Muse Edie Sedgwick erzählt, las ich, dass Warhol in seiner Kindheit alle Modezeitschriften seiner Mutter komplett durchgelesen hat, inklusive Werbung.
So ähnlich tat ich das, wenn wir bei meinen Grosseltern auf Besuch waren. Ich stellte mir jeweils vor, dass die Geschäfte der Kleinanzeigen immer noch existierten und diese Anzeigen wie ein magisches Tor in die Vergangenheit führten.
Später sammelte ich alte Modezeitschriften und las diese ebenso leidenschaftlich durch. In der «Vogue» der Vierzigerjahre gibt es neben fantastisch illustrierten und fotografierten Modestrecken auch Rezepte mit Eipulver oder Strickanleitungen für Bettjäckchen.
Nicht nur Antikes hat Zauber
Meiner Meinung nach müssen gerade die Dinge, die man jeden Tag in die Hand nimmt, besonders und einzigartig sein. Momentan sind dies Streichhölzer für die vielen Kerzen, die man in der Festzeit anzündet. Die englische Designerin und Redaktorin Matilda Goad hat ganz bezaubernde Hüllen für Streichholzschachteln kreiert und hat natürlich auch sonst viele hübsche Dinge in ihrer Kollektion.
Denken Sie auch beim Schenken an Alltagsgegenstände und verschenken Sie schönere Versionen von Dingen, die man vielleicht schon hat. Wie Salatbestecke, Zuckerdosen, Kaffeetassen, Tabletts, Papierkörbe, Hand- und Küchentücher oder Servietten.
Lassen Sie sich von Üppigkeit verführen
Viele mögen es daheim clean, reduziert, sachlich und praktisch und überfliegen diesen Artikel bestimmt in Windeseile. Manchmal, besonders beim Putzen, wünsche ich mir auch ein wenig von dieser Vorliebe. Doch mein Wohnherz schlägt immer Richtung England, und dort ist es cosy. Die Wände werden angezogen, sei es mit Farbe oder Tapeten. Natürlich fehlen die Bilder trotzdem nie.
Niemand hat Angst vor Mustern, und auch kleine Räume werden gemütlich mit Möbeln vollgepackt. Gepolsterte, mit Kissen bestückte Sitzmöbel stehen freundlich zueinander, Leuchten tragen Schirme, und überall entdeckt man liebevoll arrangierte Dinge. Ebendiese kleinen, magischen Stücke, die ein Haus zu einem Zuhause machen.
Viel, aber nicht überall
Trotz aller Liebe zum Maximalismus: Es funktioniert nie, wenn sich überall Dinge häufen. Schaffen Sie bestimmte Orte dafür. Im Kleinen klappt das mithilfe von Tabletts oder Schalen. Im Grossen helfen zum Beispiel Vitrinenmöbel.
Antike Varianten, besonders solche, die einst in Geschäften für Warenauslagen benutzt wurden, sind ideal dafür. Sie können auch ein einzelnes Schubladenmöbel, eine Kommode oder einen kleinen Tisch voll beladen. Der Rest des Raumes bleibt dafür ruhig, denn es sind immer die Gegensätze, die für eine gewisse Harmonie sorgen.
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