Geschichte des Tiroler Landtages
Die Ursprünge des Tiroler Parlamentarismus gehen zurück in das 13. Jahrhundert, als Graf Meinhard II. eine neue Gerichtsordnung für die Grafschaft „Botzen“ erlassen wollte und dafür die Zustimmung der Stände – das waren die Vertreter des Klerus, Adels, Bürgertums und der ländlichen Bevölkerung – einholte.
Von einer demokratischen Vertretung im heutigen Sinn kann man in diesem Zusammenhang noch nicht sprechen, die Rolle der Stände hing zudem stark von den politischen Rahmenbedingungen ab. Unter Karl VI. weiteten die Ständevertreter ihren Einfluss aus, Karls NachfolgerInnen Maria Theresia und Joseph II. versuchten anschließend, die Selbstverwaltung der Stände einzuschränken und sie dem landesfürstlichen Verwaltungsapparat einzugliedern - was jedoch scheiterte.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen sich die Strukturen zu wandeln. Anstelle der Stände etablierten sich politische Strömungen, die schlussendlich in Parteigründungen mündeten. Während des Ersten Weltkrieges (1914 – 1918) wurde der Landtag nicht mehr einberufen, danach begann in Tirol das republikanisch demokratische Zeitalter. Mit der im April 1919 verabschiedeten Wahlordnung wurde allen „deutschösterreichischen“ StaatsbürgerInnen, die das 20. Lebensjahr vollendet hatten, das aktive sowie passive Wahlrecht zugestanden – erstmals auch der weiblichen Bevölkerung.
Dieses demokratische Kapitel war jedoch nur von kurzer Dauer, im März 1933 nutzte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß eine Verfassungskrise und schaltete den Parlamentarismus in Österreich aus. Anstelle gewählter MandatarInnen kamen nun vom Landeshauptmann ernannte, berufsständische VertreterInnen im Landtag zusammen. Gemäß der autoritären Politik des Staates hatten sie jedoch kaum Spielraum zur politischen Mitgestaltung.
Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 wurde auch dieser ständische Landtag aufgelöst, die Verwaltung des nunmehrigen Reichsgaues Tirol-Vorarlberg übernahmen der Reichsstatthalter Franz Hofer.
Nach der Befreiung durch US-amerikanische Truppen wurden in Tirol wieder demokratische Strukturen installiert, am 25. November 1945, erstmals seit mehr als 16 Jahren, fanden erneut freie Landtagswahlen statt.
Die im Juni 1946 verabschiedete Landesverfassung orientierte sich an jener von 1921 und ist – mit einigen Novellierungen – heute noch in Kraft.
Hier finden Sie eine ausführliche Geschichte des Parlamentarismus in Tirol und Literaturhinweise.